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Krieg im GazastreifenHamas-Raketen fliegen weiter

Über Silvester ist es den militanten palästinensischen Gruppen in Gazastreifen gelungen, mit Raketen die Orte Beerscheba und Aschdod zu treffen. Israel setzt seine Luftangriffe fort.

Die israelische Armee setzte die Luftangriffe im Gazastreifen fort. Sie traf dabei erstmals ein Mitglied der Hamas-Führung, Nisar Rian. Bild: rtr

JERUSALEM taz Über Silvester und Neujahr ist es den militanten palästinensischen Gruppen in Gazastreifen erstmals gelungen, Raketen über 40 Kilometer weit zu schießen. Einige landeten mitten in Beerscheba in der Wüste Negev, rund 46 Kilometer entfernt. Andere trafen die für die Wirtschaft des Landes wichtige Hafenstadt Aschdod. Dort wurde gestern ein achtstöckiges Haus direkt getroffen. Die Explosion der aus Iran stammenden Grad-Rakete löste zudem einen Brand aus.

Die extremistische Hamas, die den Gazastreifen kontrolliert, will damit unter Beweis stellen, dass sie sich trotz der massiven Militärschläge der Israelis nicht geschlagen gibt und nicht bereit ist, auf eine langfristige Waffenruhe unter den bisherigen Bedingungen einzugehen. Insbesondere in der Dunkelheit, wenn militante Gruppen sich unauffälliger bewegen können, häufen sich die Raketeneinschläge.

Der amtierende israelische Ministerpräsident Ehud Olmert betonte gestern bei seinem Besuch in Beerscheba, Israel werde weiterhin mit "eiserner Hand" gegen Hamas vorgehen. "Ich hoffe, dass wir unsere Ziele so schnell wie möglich erreichen." Man strebe aber keinen langen Krieg an. Die israelische Armee setzte die Luftangriffe auch gestern, dem sechsten Tag der Offensive im Gazastreifen, fort. Sie traf dabei erstmals ein Mitglied der Hamas-Führung. Nisar Rian, eine Schlüsselfigur der Organisation und der Verbindungsmann zwischen militärischem und politischem Flügel wurde zusammen mit seiner Frau und acht Kindern in seinem Haus getroffen. Ein Armeesprecher bestätigte, dass der Angriff Rian gegolten habe. Er sei an der Planung von Attentaten gegen Israelis verwickelt gewesen und habe 2002 sogar seinen eigenen Sohn zu einem Selbstmordanschlag in eine jüdische Siedlung geschickt.

Gleichzeitig warten die Bodentruppen an der Grenze zum Gazastreifen nur noch auf ihren Marschbefehl. Israelische Medien berichten, dass die Regierung grünes Licht gegeben habe und man einen massiven, aber kurzen Einmarsch plane. Doch unter anderem ist das Wetter zu schlecht. Nach starken Regenfällen ist der aufgeweichte Boden ungünstig für die Panzer und Infanteristen.

Mit einem Einmarsch soll der Druck auf Hamas erhöht werden, einem bedingungslosen, langfristigen und vollständigen Waffenstillstand zuzustimmen. Der Hamas-Ministerpräsident Ismael Hanijeh hatte in einer TV-Ansprache am Mittwoch betont, seine Organisation sei nur zu einem Waffenstillstand bereit, wenn Israel die Blockade aufhebe und alle Grenzübergänge geöffnet würden. SILKE MERTINS

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9 Kommentare

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  • W
    WAnton

    @ Till Meier: Israelische völkerrechtswidrige Besatzung und Besatzungspolitik in Palästina...War da 'mal was...oder gibt's das alles gar nicht?

    Falls es Sie interessiert: "UN-Berichterstatter bezeichnet die israelische Politik in Gaza als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" (= Zitat taz/ Nahost vom 10.12.'08).

  • F
    Florentine

    "...seine Frau und 8 Kinder..." getötet. Furchtbar, es ist ja im Grunde völlig egal, wen es trifft. Nennt man das nicht 'Terrorangriffe'?Mich erinnert der Umgang der Israelis mit den Palästinensern an den Umgang der USA mit den Indianern im 19. Jahrhundert.Genauso willkürlich, genauso menschenverachtend. Mit dem Ziel, die eigenen Interessen rücksichtslos durchzusetzen und sich immer mehr vom fremden Land anzueignen.Und die ach so aufgeklärte westliche Welt? Unterstützt mit ihrem Verhalten Kriegsverbrechen.

  • E
    Eljoud

    Ich finde es wirklich schade, dass die deutsche Zeitungen und Medienberichter es nicht schaffen, Bilder der wirklichen Katastrophe in gaza zu zeiegn. bis jetzt starben 420 Menschen in Gaza nur in 7 Tagen und die Meisten sind Kinder und Frauen. es wirklich schade !!

  • TM
    Till Meier

    Die Lösung muss heißen: Israel bombardiert länger und härter als die Terrorbanden. Irgendwann wäre dann Ruhe.

  • KF
    kh fricke

    «Hamas-Raketen fliegen weiter»

    lautet die Überschrift des heutigen, ersten Artikels. Damit wäre wieder mal klargestellt, wer Verursacher und damit Verantwortlicher des gezielten Hinmordens hunderter Unschuldiger aller Altersgruppen und Geschlechter, durch die gigantisch überlegene Tötungstechnologie Israels anzusehen ist.

     

    Zur Zeit sterben für einen(!) Bürger oder Soldaten Israels, mindestens

    hundert Palästinenser. Und zwar auf ihrem eigenen Grund und Boden,

    der von eingedrungenen, jüdischen Europäern u. A., seinerzeit gewaltsam, unter Vertreibung und Entrechtung der dort Ansässigen okkopiert worden ist.

     

    Wenn also jemand eine Grund hätte Raketen zu schicken,

    wären sie es, nämlich zum Zwecke der Selbstverteidigung. Ganz abgesehen von der Unverhältnismässigkeit des militärischen

    Gewaltpotenziales der eingesetzten Mittel, bis zur Lächerlichkeit.

     

    Diese Tatsachen aus Geschichte und Gegenwart werden hier,

    in einer Dauerkampagne, getreu zur Auffassung der Bundesregierung, gemeinsam mit den chauvinistischen Gruppierungen in USA, EU und natürlich Israel selbst, systematisch verdreht .

     

    Man fragt sich was aus Palästina und seinen Menschen würde,

    ginge es nach rein nach Vorstellungen letzterer, ohne die Zeugenschaft der Weltöffentlichkeit.

     

     

    Karlheinz Fricke

  • V
    vic

    ...seine Frau und acht Kinder...

    Kollateralschaden oder Absicht, damit da nichts nachwächst?

  • D
    dieter

    "Über Silvester und Neujahr ist es den militanten palästinensischen Gruppen in Gazastreifen erstmals gelungen, Raketen über 40 Kilometer weit zu schießen."

     

    die meisten raketen in deutschland kamen dagegen kaum über die 50m markierung hinaus. sie blieben stattdessen schmucklos in vorgärten stecken.

  • TR
    Theobald Roth

    Sie schreiben in der Überschrift von Hamas-Raketen aber zeigen im Teaserbild riesige Explosionen durch israelische Bomben. Eine sehr krasse Text-Bild-Schere.

  • AL
    Amin Luqman

    ... Wir haben die Schnauze Voll. Wir die freien Völker dieser Welt wollen in Frieden leben.

    Es wird Zeit, dass die Politiker dies zur Kenntnis nehmen müssen.

     

    Wir lassen uns nicht für blöd verkaufen.

    Die gleichgeschaltete Presse ist unglauwürdig.

    Wir wissen ganz genau, was läuft.

     

    Es liegt an der Besatzung. Die Palästinenser kommen nicht vom Mars. Bis 1948 haben wir nicht von einem Staat Israel gehört.

     

    Israel feierte gerade sein 60-jähriges bestehen.

    Die Palästinenser feierten gerade 60 Jahren weitere Besatzung.

     

    Der Krieg in Gaza -und eigentlich in ganz Palästina- der ungleichen Gegner. Israel auf der Seite voll mit allen möglichen Waffen -bis hin zur Atombombe- und die Palästinenser auf der anderen seite mit selbstgebastelten Sylversterknallern -mit erweiterte Flugmöglichkeit-.

     

    Was ist Terrorismus, wenn das was momentan in Gaza passiert nicht Terror ist?

     

    Der Naher Osten braucht einen echten Frieden. Nicht den von Bush, Levni, Barak & Co.

     

    Die freiheitliebenden Menschen weltweit sind gefragt. Wir in Deutschland tragen nicht nur für Israel Verantwortung. Wir schämen uns für unsere Politiker -Merkel, Steinmeier & Co.-

     

    Was sollen wir unseren Enkeln erzählen? Wir wussten nicht von dem Terror in Gaza?