Krebskrankes TV-Sternchen: Jade Goody ist tot
In der Nacht auf Sonntag ist die umstrittene Reality-TV-Berühmtheit Jade Goody an ihrer Gebärmutterkrebs-Erkrankung gestorben. Ihre Leiden bestimmten monatelang die Schlagzeilen der Boulevardpresse.
London ap Ihr Leben zwischen Armut und Reichtum, Skandal und Tragödie bewegte Großbritannien: Nun ist die umstrittene Reality-TV-Berühmtheit Jade Goody am frühen Sonntagmorgen an Krebs gestorben. Sie wurde 27 Jahre alt. Erst Ende Februar hatte sie unter großem Medienwirbel Hochzeit gefeiert - ebenso öffentlich, wie sie über ihre Krankheit gesprochen hatte.
Bekannt wurde die ehemalige Zahnarzthelferin 2002 als Teilnehmerin von "Big Brother". Laut und schnodderig, schieden sich an der damals 21-Jährigen bald die Geister. Erst wurde sie als dämliche Schlampe verspottet, dann von der Boulevardpresse als Frau Jedermann gefeiert, die kein Blatt vor den Mund nimmt. Das Wechselbad aus Lob und Tadel begleitete sie den Rest ihres Lebens. An ihr entzündeten sich öffentliche Debatten über Rasse, Klasse und Ruhm.
Manche betrachteten Goody als Überlebenskünstlerin: eine harte Kindheit in einem Londoner Sozialbau, der Vater abwesend und oft im Knast, die Mutter drogenabhängig. Doch zog die Presse die "Big-Brother"-Kandidatin auch wegen ihres Gewichts, ihrer großen Klappe und ihres Mangels an Allgemeinbildung durch den Kakao. Sie gewann zwar nicht die Show, aber so viel Aufmerksamkeit, dass sie mit Fernsehauftritten und Magazingeschichten, einer Autobiografie, einem Parfüm und Fitness-Videos Millionen verdiente.
"Goody ist nicht reich und berühmt, weil sie im Lotto gewonnen hat: Sie ist reich und berühmt, weil wir alle diese Zeitungen und Zeitschriften und Ghostwriter-Bücher mit ihr auf dem Titel gekauft haben, weil wir die Fernsehserie angeschaut haben, weil wir gejubelt haben, wenn sie brav war und gebuht, wenn sie böse war, weil wir herumgesessen haben und beim Mittagessen über sie geredet haben", schrieb die "Sunday Times". "Jetzt stirbt sie, und wir fühlen uns mies dabei und wollen, dass sie verschwindet, wie ein kaputtes Spielzeug, das keinen Spaß mehr macht."
Goody stand dazu, für Interviews und Fotos von ihrer Hochzeit im Februar Geld kassiert zu haben. "Es ist für die Zukunft meiner Söhne, wenn ich nicht mehr da bin", erklärte sie. "Ich will nicht, dass meine Kinder so eine elende Kindheit mit Armut und Drogen haben wie ich."
Auch ihre Krebsbehandlung ging unter den Augen der Öffentlichkeit vonstatten und wurde teilweise für eine andere Fernsehserie gefilmt. In vielen rief sie Mitgefühl hervor, in anderen immer noch Gift und Galle. Sogar eine Webseite wurde eingerichtet für Vorhersagen, wann sie wohl sterben würde. Sie hinterlässt ihren Ehemann, die vier und fünf Jahre alten Söhne Freddie und Bobby aus einer früheren Beziehung mit dem TV-Moderator und Reality-Star Jeff Brazier sowie ihre Mutter.
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