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Krebs in den USA

In den Vereinigten Staaten stehen Krebserkrankungen an zweiter Stelle der Todesursachenstatistik. Mit 1,2 Millionen neu Erkrankten pro Jahr und 560.000 Verstorbenen (2000) werden die Krebsstatistiken vom American Institute for Cancer Research (AICR) als „tragisch und alarmierend“ bezeichnet.

Für amerikanische Männer beträgt das Risiko, an Krebs zu erkranken, fünfzig Prozent, für Frauen 35 Prozent. Einer von vier Todesfällen ist auf Krebs zurückzuführen.

Nach italienischen Studien ist die Überlebensrate von Krebspatienten in den USA deutlich höher als in Europa. Am signifikantesten stellt sich das am Prostatakrebs dar: Während in Europa 56 Prozent die Krankheit überwinden, sind es in den Staaten mehr als achtzig Prozent. Derzeit wird noch erforscht, wie es zu diesen Unterschieden kommt.

Unter anderem könnte es daran liegen, dass die Bedingungen für die Krebsforschung in den USA günstiger sind. Kliniken und Arztpraxen sind Wirtschaftsunternehmen, die vielleicht deshalb eher bereit sind, in Forschungsprojekte zu investieren.

Alljährlich gibt das National Cancer Institute (NCI) dreißig Milliarden Dollar für die Erforschung, Früherkennung und Behandlung von Krebs aus. Nach Ansicht der Weltgesundheitsbehörde könnten jedoch neunzig Prozent aller Krebsfälle verhindert werden, wenn mehr als nur ein Viertel der Gesundheitsbudgets für die Prävention ausgegeben würde.

Um der amerikanischen Bevölkerung die individuelle Beschaffung von Informationen zu ermöglichen, bietet das NCI einen Computerservice an, der aktuelle Informationen über Krebs bereitstellt. Die so genannte Physicians’ Data Query (PDQ) kann ebenfalls genutzt werden, um sich über die Teilnahme an klinischen Studien zu informieren.

Solche Studien werden in den USA von Kliniken durchgeführt, um die praktizierten Behandlungsmethoden zu verbessern. Sie basieren auf den Ergebnissen bereits durchgeführter Studien sowie neuen Erkenntnissen aus dem Forschungslabor.

Vor einigen Tagen hob der Oberste Gerichtshof das von vielen Amerikanern bedauerte Verbot von Marihuana in der Behandlung von Krebs auf. Eine Studie des Journal of Immunology, die die Auswirkungen des Marihuanawirkstoffs THC an Patienten untersuchte, die an Schmerzen und Appetitlosigkeit litten, wies aber enttäuschende Ergebnisse auf. Es heißt, dass Joints gefährlicher seien als Zigaretten, da sich beim Marihuanarauchen viermal so viel Teer in der Lunge ablagere wie beim Zigarettenrauchen.

Die American Society of Clinical Oncology hat die Scheidungsraten von Ehen untersucht, in der ein Partner an Krebs erkrankt ist. Resultat: Die Scheidungsrate ist signifikant höher, in den meisten Fällen verlässt der Ehemann seine kranke Frau, während die Frau ihren sterbenskranken Mann bis in den Tod hinein pflegt.

Männer fühlten sich durch die Haushaltsführung und die nachlassende Attraktivität ihrer Frau abgeschreckt, kranke Frauen hingegen würden bis zum Tod zurückstecken, um ihren Mann weiterhin zu versorgen. Werden sie verlassen, empfinden sie die seelischen Schmerzen oft als schlimmer als die körperlichen. SH

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