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Krawalle in GrenoblePolizisten unter Beschuss

Ein Casino-Räuber ist Freitagabend bei Grenoble von Polizisten erschossen worden. Nach einem Gebet fingen 40 Jugendliche an zu randalieren. Die Krawalle hielten bis Sonntag an.

Knapp 300 Polizisten mussten den Stadtteil sichern. Bild: ap

Nach den schweren Ausschreitungen im südostfranzösischen Grenoble wegen tödlicher Schüsse auf einen Casino-Räubers ist in der Nacht zum Sonntag erneut auf Polizisten geschossen worden. Zwei oder drei Mal sei auf Polizisten geschossen worden, ein Polizeiwagen habe ein Einschussloch, teilten die Behörden in Grenoble am Sonntag mit. Es sei aber niemand verletzt worden. Insgesamt verlief die Nacht ruhiger als die zum Samstag. Mehr als 300 Polizisten waren in dem von Krawallen erschütterten Stadtteil im Einsatz.

Die Ausschreitungen hatten am Freitagabend begonnen, nachdem sich rund 40 Jugendliche zu einem Gebet für den 27-jährigen Karim Boudouda eingefunden hatten, der bei seiner Flucht vor der Polizei in der Nacht zuvor durch einen Schuss aus einer Polizeiwaffe tödlich getroffen worden war. Randalierer schlugen im Stadtviertel Villeneuve mit Stöcken auf eine Straßenbahn und auf mehrere Bushäuschen ein. Rund 60 Autos sowie Baufahrzeuge und zwei Geschäfte wurden in Brand gesteckt. In der Nacht wurde aus der Menge der Demonstranten ein Schuss in Richtung der Polizisten abgegeben, die Beamten erwiderten das Feuer, um die Menge auseinanderzutreiben.

Auch im weiteren Verlauf der Nacht wurden Schüsse auf Polizisten abgegeben, verletzt wurde niemand. Am Sonntag nahm die Polizei vier Männer fest, die in der Vornacht geschossen haben sollen.

Der getötete 27-Jährige hatte mit einem Komplizen ein Casino nahe Grenoble ausgeraubt. Als die beiden Diebe in Villeneuve von der Polizei gestoppt wurden, schossen sie nach Angaben des Staatsanwalts Jean Philippe "mindestens drei Mal" auf die Beamten, die das Feuer erwiderten und Boudouda tödlich am Kopf trafen.

Im Herbst 2005 hatte es in Frankreich landesweite Unruhen in mehreren Vorstädten gegeben. Anlass war damals der Tod von zwei Jugendlichen im Pariser Vorort Clichy-sous-Bois, die sich auf der Flucht vor der Polizei in einem Transformatorenhäuschen versteckten und dort durch Stromschläge starben.

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7 Kommentare

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  • YL
    Yael Landsberger

    Und, wie geht es weiter mit Grenoble?

     

    Von höchster Stelle, von M. le Président de la République also, wurde beschlossen, den Préfet de l'Isère nach gerade mal eineinhalb Jahren Amtszeit auszuwechseln. Damit wird Eric le Dauaron, ein "policier de metier" im Amte Albert Dupuy nachfolgen, wie wir aus folgender Deklaration von Nicolas Sarkozy sowie der lokalen und nationalen Presse entnehmen können:

    http://www.elysee.fr/president/les-actualites/declarations/2010/declaration-de-m-le-president-de-la-republique.9344.html

     

    Zitat:

    "C'est pourquoi j'ai décidé de nommer Préfet de l'Isère Eric LE DOUARON un policier de métier, Préfet de la Meuse, qui a été durant 6 ans un très remarquable directeur de la sécurité publique à Paris, de la même façon que j'ai nommé voici quelques semaines Préfet de la Seine Saint Denis un autre grand policier en la personne de Christian LAMBERT. J'installerai moi-même le nouveau Préfet le 30 juillet."

     

    Grenoble darf sich also auf höchsten Besuch freuen und die werten Leser der Taz würden sich vielleicht freuen, wenn ein Artikel über Krawalle im westlichen Ausland auch gefolgt würde von einem Artikel, der die Konsequenzen wenn schon nicht die Ursachen derselben betrachtet anstatt sich die Sache im Sande verlaufen zu lassen.

  • YL
    Yael Landsberger

    was für ein netter, wohlrecherchierter artikel. frisch von AFP abgeschrieben? wie wäre es denn mit ein bisschen hintergrund recherche zu so einem brisanten thema wie banlieue-aufständen. was hat denn die randalierer zum randalieren bewogen?

    die mär sagt, dass ein polizist zum anderen gesagt hätte: 'fini-le' als der räuber schon angeschossen am boden lag. (wobei die Mär nicht sag, ob er da noch zum schiessen in der lage war). was dann in einem kopfschuss geendet hätte und wir vielleicht an bad kleinen denken. das ganze vor zeugen. unter anderem einem bruder des erschossenen. sodann, hätten die polizisten die leiche des toten 3 stunden lang liegen gelassen, ohne das irgendwas mit ihr geschehen sei. weder notarzt noch leichenwagen.

    dazu stelle man sich mal vor, wie gut die lokale bevölkerung auf die polizei zu sprechen ist, die regelmäßig mit hubschraubern zwsichen den hochhäusern rumkurvt und urbane kriegsführung übt und dabei denn bewohnern in die wohnzimmer guckt?

    mal ganz abgesehen von der sonstigen überwachungs- und sicherheitspolitik dieser super stadt, die grenoble zu sein vorgibt. eine stadt, die ja so stolz ist auf ihre ganzen wissenschaftseinrichtungen (ILL, ESRF, Minatec, das neue GIANT projekt) und die sich einen Scheiss um Gesetze schert, wenn es um die Installation von Überwachungskameras in der Stadt geht.

    was sie ja alles lesen könnten, wenn sie wollten:

    http://grenoble.indymedia.org

     

    wie auch im postillon, disponible auf:

    http://www.les-renseignements-genereux.org/postillon

     

    die TAZ war echt schon mal besser. kritischer. präziser. unbequemer.

  • TL
    taz Leser

    Da wollen fromme junge Menschen beten und die Rassisten der französischen Polizei zetteln einen Bürgerkrieg an. Na sowas.

  • G
    GMM

    In Ihrem Bericht haben Sie leider vergessen zu erwähnen, dass der Räuber zuerst die Polizeibeamten beschosssen hat. Ein kleines,aber sehr wichtiges Detail;auch im Rahmen einer objektiven Berichterstattung.

     

    Mit freundlichen Grüßen

    G M Moeller

  • GT
    Geistige Trennkost

    Beim Essen soll es ja sehr gesund und figurfreundlich sein Fette und Kohlenhydrate zu trennen. Bei geistiger Nahrung bezweifle ich das.

     

    Die Presse (inklusive Taz) veröffentlicht solche Meldungen ohne jeglichen Kontext. Es wir kein Bezug hergestellt zu den Meldungen zum Thema Multi-Kulti, Toleranz und Antirassismus. Es wird kein Bezug zu den Verhältnissen in den unterschiedlichen Ländern hergestellt, es werden keine Prognosen für die Zukunft erstellt (wie zB beim Thema Renten und Demgraphie).

     

    Warum ist das so? Ich befürchte die Antwort ist einfach: ähnlich wie bspw bei Nachrichten in Bezug auf den Euro müssen die Informationen in strengster Trennkost-Form serviert werden, da sonst die Leser verstehen würden was abläuft. Und wenn sie verstehen würden, hätten wir eine Revolution "vor morgen früh", sowohl gegen die da oben (Politik, Kapital, Finanzwelt) als auch gegen die da Links.

  • S
    Sebastian

    Hoffentlich greift der Staat hart durch, die Randalierer sollen im Gefängnis schmoren bzw. in ihr Heimatland abgeschoben werden. Die französische Bevölkerung muss evakuiert werden und drumherum muss ein Zaun gebaut werden, Straßenbahn, Bushäuschen und Geschäfte werden auch zurückgelassen da man die Sachen wie man gesehen hat nicht mehr braucht. Vielleicht sollte man auch in dem Gebiet einen Gottesstaat aufbauen, der Täter wurde ja schon im vorneherein zum Tode verurteilt, also die Scharia passt auch.

  • P
    Peter

    Das waren bestimmt christliche Jugendliche die nach ihrem Gebet randaliert haben, ey isch schwör.