: Krankhaft rassistisch
■ betr.: Polizeiaktion am 5.4.90 in Köln gegen Roma/ "Zigeuner"
Polizeiaktion am 5.4. in Köln gegen Roma/„Zigeuner“
Diese schlimme Aktion von Polizei und Staatsanwaltschaft am 5.4.90 in Köln und die anschließende Präsentation in den Medien hat einmal mehr bewiesen, daß es speziell bei den Roma gar nicht um Verbrechensbekämpfung geht, sondern daß einzelne Delikte der Roma zum Vorwand genommen werden, diese gesamte Volksgruppe weiterhin zu diskriminieren und altbekannte Vorurteile zu stärken.
Dem in mehreren Jahren bestens informierten deutschen Bürger wurde wieder einmal bestätigt, wie richtig doch seine Meinung über diese Zigeuner immer schon war. Wie zaghaft anschließend die oft geglättete Berichterstattung in den Medien, obwohl schon wenige Tage nach dieser Aktion vieles von dem in fast ekelerregender Weise Dargestellten widerlegt wurde und sich in Luft auflöste. (Ein Teil des in Fotos gezeigten „Diebesgutes“ war Eigentum der Roma, einschl. der vorher an sie ausgezahlten Sozialhilfe, die diese Menschen nun endlich nach langem zähen Ringen bekommen.) Hoffentlich führte der barbarische Entzug dieser Gelder nicht wirklich bei einzelnen Roma zur endlich überwunden geglaubten Überlebenskriminalität und damit zu weiterer Beweiserbringung für die Staatsanwaltschaft und Polizei. Kaum eine Zeile wert war für die Presse die Tatsache, daß schwere Schäden an Romakindern (darunter ein großer Teil Kleinkinder) angerichtet wurden, die kaum noch reparabel sind.
Was nach dieser Terroraktion übrigbleibt, ist nicht die Beseitigung vereinzelt vorkommender Eigentumskriminalität durch Roma - diese kann nur durch Maßnahmen wie Herstellung von Menschenrechten für und Integration der Roma weitgehend überwunden werden, sondern der fade Geschmack, daß die Inszenierung dieser Aktion von Menschen mit schon krankhaft rassistischer Gesinnung geplant und durchgeführt wurde. - Erschreckend auch die unkritische Haltung vieler Journalisten, die sich, ohne zu recherchieren, gierig und sensationslüstern an dieser Hetzkampagne beteiligten.
Lothar Steffen, ehrenamtl. Mitarb. von „terre des hommes“
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