■ Kommentar: Kramer gegen Krämer
Früher, ach, da gab es Tante-Emma-Läden und kleine Krämer. Dann kam die Zeit der Supermärkte und irgendwann kommt auch noch die Rechtschreibreform.
In diesem Zusammenhang erscheint überaus angebracht, den rechtschreibfehlerträchtigen Umlaut aus „Krämer“ zu tilgen und – da es Kremer sowieso nicht mehr gibt – gegen ein „a“ auszutauschen. Denn Kramer, Wolfgang macht auch heute noch von sich reden, vor allem als CDU-Sprecher, ausländerpolitisch. Und sorgt dafür, daß auch beim Ausländer die Kasse klingelt – wenn er sein Freund ist.
Als Krämerseele outet sich der Politiker dabei nicht. Grobe Unterscheidungen allerdings müssen sein: Sein Freund, der Ausländer, kommt bevorzugt aus Europa, findet sich in Vereinen zusammen, macht keine Politik und auch sonst keinen Ärger. Dann darf er – zumindest finanzielle – Bedürfnisse äußern, und Kramer hilft.
An die Presse richtet der Politiker beherzt das Wort, ohne sich mit differenzierendem Kleinkram aufzuhalten. Und informiert – nach eigenen Angaben – über die Möglichkeit, trotz der Haushaltsnöte die Integration ausländischer Bürger zu verbessern.
Daß der Vergleich von Kulturvereinen und Begegnungsstätten dem ganz und gar nicht handelsüblichen Gegenüberstellen von Äpfeln und Birnen entspricht, übergeht er dabei großmütig. Konkurrenz belebt auch in diesem Falle das Geschäft. Kramer interessiert sich ausschließlich dafür, was unter dem Strich steht. Auch wenn es lediglich das Ergebnis einer Milchmedchenrechnung ist.
Stefanie Winter
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen