KURZKRITIK: ANNA GRAS ÜBER „SCHWARZE JUNGFRAUEN“ : Krachige Krawallschwestern
Sechs Frauen, ein Thema: Allah. In bunter Rummelplatz-Kulisse inszeniert Anja Wedig die „Schwarzen Jungfrauen“ in einer Alte Liebe-Produktion. Die Figuren verbindet ihr Glaube – sonst wenig.
Quer durch die Spielstätte, einem ehemaligen Ladenlokal, stehen Jahrmarktsbuden, Kinderkarussells, Plüschtiergreifer. Das knallt und dudelt. An jeder Station ein Monolog. Die Konvertitin etwa hat nach viel Feierei und vielen Männern das Kruzifix aus ihrem Leben verbannt. Ihre erzkatholische Mutter, hofft sie, werde irgendwann entdecken, dass „Allah kein Ausländer ist“. Die Akademikerin dagegen pflegt ihre Jungfräulichkeit und schimpft auf die Amis. Eine Heldentat, „die Zwillingstürme einzuebnen“, schwärmt sie. „Die Wahrzeichen im Arsch und Amerika im Schock.“
Die Autoren Feridun Zaimoglu und Günter Senkel haben ihr Stück aus Interviews mit ‚echten‘ Muslima gebaut. Verschleiert und verhuscht unterwirft sich da keine dem Manne. Sie zeigen vielmehr, wie sich Glauben und Lebensart jeweils zusammensetzen. Von außen betrachtet mag das nicht passen, von innen aber stimmt es. Erwähnt gehört auch die Rauminstallation der Bremer Künstlerin Anja Fußbach, die in ihrer Kleinteiligkeit beeindruckt.
18. &19. September, 15. -17. Oktober, Schwankhalle