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Krach in Schöneberg

■ Iranerin gibt Immigratinnen-Beratung im Bezirk auf / Streit mit SPD-Stadträtin

Nasrin Bassiri hat ihre Arbeit hingeschmissen. Die gebürtige Iranerin mag nicht mehr im Schöneberger Amt für Frauen arbeiten und hat einen neuen Job als Frauenbeauftragte in der Kunsthochschule Weißensee angetreten. Die einzige Bezirksstelle für die Beratung von Immigrantinnen in ganz Berlin wird jetzt nach einem langen amtsinternen Konflikt neu ausgeschrieben – das zweite Mal in diesem Jahr.

Nasrin Bassiri, die dort dreieinhalb Jahre arbeitete, ist aus Protest gegen die „unwürdige Behandlung durch die Stadträtin Elke Judersleben“ gegangen. Sie sei in ihrer Arbeit immer wieder behindert worden, sagt sie. Jede Aktion, jeder Brief, jede Broschüre habe erst mal von der Stadträtin abgesegnet werden müssen.

Der Konflikt eskalierte Ende letzten Jahres, als über ihre Stelle neu entschieden werden mußte. Nasrin Bassiri hatte sich eine ganze Stelle mit einer deutschen Kollegin geteilt, die aber hörte nun auf. Trotz der stadtweiten Anerkennung, die Nasrin Bassiri für ihre Arbeit erfuhr, forderte die SPD- Stadträtin plötzlich, der Arbeitsschwerpunkt sei zu ändern. Nicht mehr „Beratung für Immigrantinnen und Flüchtlingsfrauen“, sondern die „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ sollte den Arbeitsrahmen bilden. Erst als eine große Reihe von Berliner Vereinen und Organisationen protestierte, konnte die diplomierte Politologin ihre Arbeit fortsetzen, aber mit einem Arbeitsvertrag, der alle zwei Monate verlängert werden mußte.

„Es wäre überhaupt kein Akt gewesen, Bassiris Arbeitsvertrag in einen unbefristeten umzuwandeln“, sagt die unmittelbare Vorgesetzte Bassiris, Dagmar Birkenbach. Doch es sollte noch dicker kommen. Im Frühjahr wurde die Stelle kurzerhand offiziell ausgeschrieben. Bassiri mußte sich genauso wie alle Kandidatinnen bewerben. Daß sie jahrelang Tür an Tür mit den Personen zusammengearbeitet hatte, die ihr die Einstellungsfragen stellten, wurde völlig übergangen. Sie wurde zwar wiedereingestellt, aber jetzt hat sie „die Nase voll“.

Das Angebot aus Weißensee erschien ihr schlicht attraktiver als der Dauerstreit. „Ich bin nicht aus dem Iran hierhergekommen, um mir das Sprechen verbieten zu lassen.“ Denn auch den Kontakt mit der Presse habe ihr Elke Judersleben „verboten“. Die Stadträtin selbst wollte zu dem Vorgang keinen Kommentar abgeben: „Das ist eine Personalangelegenheit.“ Zonya Dengi

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