Korruption in der südafrikanischen Politik: Jacob Zuma und sein Schatten
Enthüllungen über Beziehungen zwischen den Zumas und der Unternehmerfamilie Gupta stürzen Südafrika in eine tiefe Krise – aber Zuma bleibt im Amt.
Bis heute liefert „Zupta-Gate“ täglich neue Enthüllungen über Absprachen, die der Zuma-Clan mit der mächtigsten Unternehmerfamilie in Südafrika getroffen hat – mit enormen Vorteilen für beide Seiten, aber Nachteilen für das Land insgesamt.
Die Freundschaft reicht lange zurück: Als die Brüder Ajay, Atul und Rajesh Gupta 1993 aus Nordindien nach Südafrika zogen, befand sich das Land im Umbruch. Die Apartheid stand kurz vor dem Ende, die ersten freien Wahlen nahten, und der ANC (Afrikanische Nationalkongress) unter Nelson Mandela sollte bald die Macht übernehmen. In ihrer indischen Heimat waren die Guptas kleine Geschäftsleute gewesen. In Südafrika wurden sie groß.
Es begann mit Atul Guptas Familienunternehmen Sahara Computers. Inzwischen ist er einer der reichsten Männer Südafrikas. Zum Wirtschaftsimperium der Guptas gehören Anteile an Uran-, Gold- und Kohleminen, drei strategische Branchen in Südafrika. Mit ihrer seit 2010 erscheinenden Zeitung New Age und dem 2013 gegründeten 24-Stunden-Fernsehsender African News Network (ANN) betätigen sie sich als Propagandamaschine für Präsident Zuma.
Der südafrikanische Präsident Jacob Zuma hat das Misstrauensvotum im Parlament überstanden: Der Opposition gelang es bei der geheimen Abstimmung am Dienstag nicht, genügend Stimmen für die Absetzung des Staatschefs zu finden, wie Parlamentspräsidentin Baleka Mbete erklärte. Zuma steht unter Korruptionsverdacht. (afp)
Eng sind die politischen Beziehungen der Guptas zum ANC schon mindestens zehn Jahre lang. Jacob Zuma, seit 2009 Präsident, zeigte sich immer wieder mit den Guptas auf Galas und Geschäftsempfängen. Im Jahr 2013 durfte die Gupta-Familie auf dem südafrikanischen Luftwaffenstützpunkt Waterkloof bei Pretoria – eigentlich nur dem Militär, Staatsoberhäuptern und Diplomaten vorbehalten – ein Flugzeug voller Hochzeitsgäste aus Indien empfangen.
Der Konvoi mit 200 Gästen in Luxuskarossen wurde dann von der Polizei zum nahen Kasino-Ressort „Sun City“ eskortiert, dem südafrikanischen Gegenstück zu Las Vegas. Präsident Zuma höchstpersönlich soll die Landeerlaubnis erteilt haben.
Seitdem jagt eine für Zuma peinliche Enthüllung die andere. Laut einem Untersuchungsbericht der unabhängigen südafrikanischen Antikorruptionsbehörde von 2016 gibt es klare Hinweise darauf, dass Zuma den Gupta-Brüdern unzulässigen Einfluss sogar auf die Ernennung von Ministern und Top-Managern in Staatskonzernen gewährt hat.
Die politische Sprengkraft von „Zupta-Gate“ zeigte sich unter anderem, als der – international als Garant für Südafrikas wirtschaftliche Stabilität respektierte – Finanzminister Pravin Gordhan Ende März dieses Jahres in einer Nacht- und Nebelaktion gefeuert wurde. Gordhan, den Zuma bereits 2014 entlassen hatte und 2015 zurückholen musste, hatte sich gegen einen milliardenschweren Deal zum Ausbau der südafrikanischen Atomkraft gestellt. Dies ist ein Sektor, der die Guptas ganz besonders interessiert.
Im Mai wurde der E-Mail-Verkehr zwischen den beiden Familien bekannt: Das war eine Fundgrube für Journalisten der Organisation „Amabhungane“ (die Mistkäfer), die Informationen aus den von Mitarbeitern innerhalb der zahlreichen Gupta-Firmen zugespielten digitalen E-Mail-Auszüge veröffentlichten. Es sollen rund 200.000 E-Mails sein, die an verschiedene Zeitungen geschickt wurden. Journalisten durchforsten sie seit Monaten Schritt für Schritt.
Präsidentensohn arbeitete für die Guptas
Diese Woche fanden sie Hinweise auf etwas, was die Zumas und Guptas sechs Jahre lang dementiert hatten: Demnach halfen die Guptas der Präsidenten-Ehefrau Bongi Ngema-Zuma, einen Kredit auf ihr Luxusanwesen in Pretoria in Höhe von 3,8 Millionen Rand abzuzahlen. Dabei taucht immer wieder der Name Duduzane Zuma auf.
Der Sohn des Präsidenten arbeitete für die Guptas in leitenden Positionen bei Bergbauunternehmen: Möglicherweise diente er als Frontmann für zweifelhafte Deals. Das Geld für die südafrikanisch-indischen Transaktionen der Guptas wird womöglich in Dubai gewaschen: Aus den E-Mails geht hervor, dass die Guptas in Dubais teuerstem Viertel einen Luxuspalast besitzen – ihr neues Anwesen.
Die E-Mails belegen, dass die Guptas vielfach südafrikanische Kabinettsmitglieder und Firmenbosse durch die Finanzierung ihrer Reisen, Aufenthalte in exklusiven Hotels in Dubai und Fahrten in Luxuskarossen kaufen konnten.
Auch Präsident Zuma soll geplant haben, sich nach seiner Präsidentschaft nach Dubai zurückzuziehen.
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