Korruption bei der Fifa: Die Schlacht der alten Männer
Die Fifa hat zwei hohe Funktionäre wegen angeblicher Bestechung suspendiert. Doch Ruhe ist nicht eingekehrt: Präsident Blatter wird weiter des Stimmenkaufs bezichtigt.
BERLIN taz | "Das ist für mich kein Fairplay", sagte der Katarer Mohammed bin Hammam, nachdem ihn die Ethikkommission des internationalen Fußballverbands wegen des Vorwurfs der Bestechung vorübergehend von allen Ämtern suspendiert hat. Bin Hamman war bis Sonntag als Präsident des Asiatischen Fußballverbands Mitglied im Exekutivkomitee der Fifa.
Schon tags zuvor hatte er erklärt, bei der turnusmäßigen Wahl zum Fifa-Präsidenten am Mittwoch nun doch nicht gegen Amtsinhaber Sepp Blatter antreten zu wollen. Die Ethikkomission der Fifa hat bin Hammam suspendiert, weil er bei einer Delegiertenversammlung des Nord- und Mittelamerikanischen Fußballverbands Concacaf Stimmen für seine Wahl zum Fifa-Chef gekauft haben soll.
"Ich werde mit aller Kraft für meine Reputation kämpfen", sagte Jack Warner, der Präsident des Concacaf, nachdem er von der Ethikkommission von allen Ämtern im internationalen Fußball suspendiert worden ist, weil er zusammen mit bin Hammam den Stimmenkauf organisiert haben soll.
In einer Erklärung, die er nach seiner Suspendierung vorlegte, bezichtigt er den amtierenden Fifa-Chef Sepp Blatter, selbst Mitglieder des Concacaf gekauft haben zu wollen. Eine Million Dollar habe er dem Verband spendiert. Außerdem habe er Laptops und Beamer an Delegierte eines Concacaf-Treffens verschenkt.
Jack Warner hält Blazer für notorisch unglaubwürdig
"Das war von Anfang an eine Verschwörung dieser beiden Männer", sagte Chuck Blazer, Genaralsekretär des Concacaf und Mitglied der Fifa-Exekutive am Tag nach der Suspendierung von bin Hammam und Warner. Der US-Amerikaner war es, der die Bestechungszahlungen bei Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke angezeigt hat. Jack Warner hält Blazer für notorisch unglaubwürdig, was ein New Yorker Gericht in einem Verfahren wegen gebrochener Sponsorenverträge mit Kreditkartenfirmen bestätigt habe.
Warner, der auch Verbandschef von Trinidad und Tobago ist, zitiert aus dem Urteil: "Blazers Zeugenaussage wird wegen dessen Grundeinstellung und seines Verhaltens während seiner ausweichenden Antworten im Kreuzverhör als komplett unglaubwürdig eingestuft."
"Glaubte bin Hammam, er könne die Fifa kaufen, wie er es mit der WM geschafft hatte?" Dieses angebliche Zitat aus einer E-Mail von Jérôme Valcke an Warner präsentierte Jack Warner in seiner Erklärung. Ihm ist daran gelegen, die Glaubwürdigkeit des Fifa-Generalsekretärs zu unterminieren. Valcke sei auch am Millionendeal Blatters mit dem Concacaf beteiligt gewesen.
Nachdem Michel Platini, Präsident der Europäischen Fußball-Union, in seiner Funktion als Mitglied der Fifa-Finanzkommission eine Genehmigung für eine derartige Zahlung für unmöglich hielt, soll Valcke gemeint haben, das Geld werde sich schon auftreiben lassen.
Blatter sorgt sich nach Freispruch um den Verband
"Das Image der Fifa hat sehr gelitten, zum Leidwesen der Fifa selbst und aller Fußballfans." Sepp Blatter, den die Ethikkomission seines Verbands von dem Vorwurf freigesprochen hat, er habe von den Bestechungen gewusst, ohne etwas dagegen unternommen zu haben, ist weiter in Sorge um den von ihm geführten Verband.
"Blatter macht hervorragende Arbeit", erklärt Franz Beckenbauer, der dieser Tage zum letzten Mal als Mitglied der Exekutive im Kreise der Fifa-Regierung am Sitz des Weltverbands in Zürich weilt. Er ist seit jeher ein Fan von Blatter.
Am Mittwoch übernimmt DFB-Präsident Theo Zwanziger den Sitz Beckenbauers in der Fifa-Exekutive. Auch er macht sich Sorgen über das Image des Verbands und fordert Reformen. In der Welt am Sonntag hatte er gefordert, bei schwerwiegenden Vergehen externe Untersuchungskommissionen einzusetzen. Bis dato werden Bestechungsfälle wie solche von Warner und bin Hammam innerhalb der Fifa-Familie verhandelt. Dass Zwanziger Blatter wählen wird, gilt als sicher.
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