■ Korea-Bolivien: Einzig Etcheverry erfolgreich
Berlin (taz) – Wie endet ein Spiel, bei dem die einen nicht können und die anderen erst recht nicht? Torlos. Das hätte man auch der Statistik entnehmen können, die knallhart darüber belehrt, daß Südkorea bei einer WM bestenfalls remisiert und Bolivien grundsätzlich nie gewinnt. Dagegen kam auch heftiges Taktieren nicht an. So wußte zwar Dieter Trzolek, Leverkusener Masseur in koreanischen Diensten, längst, daß die „Bolivianer uns technisch über“ sind, hofft aber, daß „am Ende die Kondition“ entscheiden könnte. Ein Schotte namens Mottram wollte das bestätigt haben, ließ insgesamt 103 Minuten spielen, und tatsächlich: Es kam die 98. Minute, und Choi Yong Il, der Hyundai- Verteidiger, hatte eine richtig große Chance.
Drüben ballerte Erwin Sanchez wie gewohnt daneben, zählbaren Erfolg verbuchte einzig der gesperrte Marco Etcheverry („El Diablo“): Er durfte sich noch in der Nacht zum zweiten Mal in ununterbrochener Reihenfolge als Vater feiern lassen.
Viel mehr war nicht, außer einer gewissen Divergenz zwischen marktwirtschaftlich orientiertem taktischen Verhalten hier und gezügeltem Drang nach brotloser Vergnügung dort. Trainer pflegen das gemeinhin auch zu sehen. Nur geben sie es nicht zu. Also sagte der Baske Xabier Azkagorta, Boliviens Schnauzbart des Jahres 1993: „Ich habe meinen Spielern gratuliert. Wir waren heute sehr stark.“ Kollege Kim Ho andererseits war „etwas enttäuscht“, glaubte er doch, man hätte „gewinnen müssen“. Bluff? Hatte der einstige National-Vorstopper sich deshalb mit einem 0:0 zufriedengegeben, weil ihm war, daß nun am Montag ein Sieg gegen Deutschland genügt? Oder wird er nach Bum Kun Chas Erkenntnis („Die Mannschaft verliert alle Spiele hinten“) die „Strategie überprüfen“ (Kim Ho) und die Abwehr weiter verstärken?
Werden die Südkoreaner noch meilenweit rennen, weil „das für uns eine Ehrensache“ (Hwang Sun-Hong) ist? Schließlich weiß doch jeder, daß Südkorea Deutschland überholen, ja überrunden will! Vorsicht also trotz Jimmy Carter („Peacenuts“) und aller Entspannung vor den „Posco Atoms“! Trainer Kim im kleinen Kreis: „Wir wollen gegen Deutschland gewinnen.“ Was jetzt, Berti? Nun, hofft der, man werde gegen die Koreaner ein „anderes Gesicht“ haben. Was das heißt? „Vielleicht“, lächelt Kapitän Lothar Matthäus mit asiatischer Rätselhaftigkeit gewohnt geheimnisvoll, „meint er das nicht nur gesichtsmäßig.“Peter Unfried
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