: Kopf-an-Kopf-Rennen in Togo
■ Regierungslager und Opposition im Parlament gleichauf
Lomé/Berlin (taz/AFP/dpa) General Gnassingbe Eyadema, der seit 27 Jahren über das westafrikanische Togo herrscht, wird in der nächsten Zeit wieder seine altbewährte Taktik des „teile und herrsche“ anwenden können. Denn bei den ersten Mehrparteien-Parlamentswahlen, deren erster Durchgang am vergangenen Sonntag stattfand, machte die Opposition trotz des Boykottaufrufs radikaler Regimegegner eine gute Figur. Nach den vorliegenden Ergebnissen hat Eyademas ehemalige Staatspartei „Sammlung des Togoischen Volkes“ (RPT) samt einem Verbündeten im ersten Wahlgang 35 der insgesamt 81 Sitze gewonnen. Zwei Oppositionsparteien gewannen 22; darüber hinaus stand fest, daß für den zweiten Wahlgang am 20. Februar in 13 Wahlkreisen nur noch Vertreter der Opposition im Rennen sind.
Damit liegen Regierungslager und Opposition mit je 35 sicheren Sitzen gleichauf. Auf seiten der Opposition erhielt das „Aktionskomitee für die Erneuerung“ (CAR) des Bürgerrechtlers Yao Agboyibor 19 Direktmandate; die „Togoische Union für Demokratie“ (UTD) unter Edem Kodjo erhielt drei. Beobachter in Lomé gehen davon aus, daß sich CAR und UTD zusammenschließen werden, falls sie nach den Stichwahlen zusammen mehr als 41 Abgeordnete und damit die Mehrheit stellen.
Völlig aus dem Rennen ist der bisherige Premierminister Kokoh Koffigoh, der mit einer eigenen Partei angetreten war und nichts gewann. Damit geht die Karriere eines einstigen Vorkämpfers der Demokratie in einer für Togo symptomatischen Weise zu Ende: Koffigoh, ein oft der Verfolgung ausgesetzter Menschenrechtler, war im Sommer 1991 gegen den Widerstand des Militärs von einer Nationalkonferenz zum Premierminister ernannt worden und sollte Togo demokratisieren; er wurde noch im gleichen Jahr von Soldaten entführt und mußte sich seitdem dem wiedererstarkten Präsidenten Eyadema unterordnen.
Ob den Oppositionsführern Agboyibor und Kodjo, die nun im Parlament sitzen werden, ein ähnliches Schicksal widerfährt? Seit längerem ist im Gespräch, daß der Präsident nach dem Verschleiß Koffigohs einen weiteren seiner bekannten Gegner zum Premierminister ernennen und damit diskreditieren könnte. Um dieses abzuwenden, hatte die Exilopposition um Gilchrist Olympio, Sohn des ersten Präsidenten Togos, zum Wahlboykott aufgerufen. Ob sie damit erfolgreich war, ist schwer zu beurteilen: Die Wahlbeteiligung lag bei gerade 50 Prozent – immerhin etwas mehr als die 39 Prozent bei den weithin boykottierten Präsidentschaftswahlen vom vergangenen August. D.J.
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