Kooperation "FR" und "Berliner Zeitung": Wohin mit den Edelfedern?
Knatsch beim Zusammenlegen von "Frankfurter Rundschau" und "Berliner Zeitung": Während die Berliner mehr arbeiten, zeigen sich die Frankfurter allzu selbstbewusst.
Das Blatt, das der Mensch auf dem Bild hier liest, wird morgen wohl ein bisschen dünner sein: Ab sieben Uhr früh wird an diesem Donnerstag bei der Berliner Zeitung (BLZ) gestreikt, aus Solidarität mit den anderen Redaktionen im aktuellen Tauziehen wegen eines neuen Gehaltstarifvertrags.
Unter den JournalistInnen schwingt dabei natürlich vor allem die eigene Situation mit und auch die der demnächst zureisenden hessischen KollegInnen. Denn schließlich soll ab Anfang August die Frankfurter Rundschau (FR) ebenfalls am Berliner Alexanderplatz entstehen - vom Regionalteil abgesehen, versteht sich. So hat es der Kölner DuMont-Konzern, zu dem beide Titel gehören, beschlossen, weil sonst Schluss wäre mit der hochdefizitären FR.
Derzeit wird in Berlin wie Frankfurt allerdings weniger die Frage, ob eine FR von der Spree funktioniert, als vielmehr über das Wie diskutiert wird: Zwei in Sachen Format und Konzept ganz unterschiedliche Blätter aus einer Redaktion, die mit ein paar FR-Gewächsen garniert wird, bedeuten zumindest für die Berliner deutlich mehr Arbeit. Darauf hat der Redaktionsausschuss der BLZ nochmals sehr deutlich hingewiesen - zumal aktuell auch weniger Frankfurter an die Spree kommen als vorgesehen. Zwar ist offiziell von 23 Stellen die Rede, doch bislang sei erst rund die Hälfte dieser Posten besetzt, berichten TeilnehmerInnen von einer Klausurtagung in der vergangenen Woche.
Dort haben sich BLZler und FR-Menschen offiziell kennengelernt - und vor allem die Berliner viel über die FR gelernt. Denn für das Blatt sprach unter anderem sein Exchefredakteur Roderich Reifenrath über die guten alten Zeiten und fing "bei Christi Geburt an", wie ein FRler spöttelte. Dafür wunderte sich manch BLZ-RedakteurIn am Ende des Tages "über das Selbstbewusstsein der Frankfurter" - und das war noch höflich formuliert.
Hinter den Kulissen laufen derweil harte Verhandlungen: Während Uwe Vorkötter als oberster Chefredakteur der künftigen "Berlin-Frankfurter Rundschauzeitung" die aus Edelfedern beider Blätter 2010 zusammengeschraubte Redaktionsgemeinschaft (ReGe) am liebsten wieder umgehend in die Restredaktion integrieren will, ist ReGe-Chefin Brigitte Fehrle strikt dagegen. An den Kragen geht es zudem der Medienredaktion, die schon seit November 2009 BLZ wie FR bespielt. Ihre Mitarbeiter sollen künftig im größeren Ressort Vermischtes angesiedelt sein, das dann die Medienseite sowie die "bunten Seiten" beider Blätter füllt.
Von Roderich Reifenrath stammt übrigens der schöne, 1999 über Reformpläne bei der FR gefallene Satz, man könne "eine Zeitung nicht auf den Kopf stellen ohne die Gefahr ihres Todes". In Berlin hat er ihn dann offenbar doch nicht wiederholt.
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