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Konsumverzicht? Nein danke!

■ In Rio ging am Sonntag der UNO-Gipfel für Umwelt und Entwicklung zu Ende

Konsumverzicht? Nein danke! In Rio ging am Sonntag der UNO-Gipfel für Umwelt und Entwicklung zu Ende

Fidel Castro hat recht. Die Hauptverantwortung für die zunehmende Umweltzerstörung liegt bei den Konsumgesellschaften. „Weniger Luxus in wenigen Ländern würde in großen Teilen der Erde Hunger und Armut verringern“, erklärte der „Maximo Lider“ des krisengeschüttelten Inselstaates in Rio. Alle applaudierten, sogar US-Präsident Bush. Doch die Änderung der Konsumgewohnheiten stand in Rio nicht zur Debatte. Im Gegenteil. UNCED-Generalsekretär Maurice Strong läutete in Rio die Ära der nachhaltigen Entwicklung ein, die Wirtschaftswachstum als Voraussetzung für Umweltschutz ansieht.

Die effiziente und sparsame Nutzung von Energie und Rohstoffen, die dem Konzept der nachhaltigen Entwicklung zugrunde liegt, mag die Zerstörung der Umwelt hinauszögern, aufhalten kann sie sie nicht. Das Auto, Umweltfeind Nummer eins, fährt jetzt zwar mit Katalysator, doch seine zunehmende Verbreitung auf der Erdoberfläche läßt die Kohlendioxid-Emissionen insgesamt steigen. Der Müll wird mittlerweile in immer mehr Ländern je nach Wiederverwertbarkeit getrennt eingesammelt. Doch dies hat die Verpackungsindustrie nicht dazu bewogen, weniger Abfall zu produzieren, sondern lediglich der privaten Wirtschaft eine zusätzliche lukrative Branche erschlossen.

Die Umstellung auf eine umweltverträgliche Weltwirtschaftsordnung, die allen Bewohnern dieser Erde ein Mindestmaß an Lebensqualität ermöglicht, ist auch nach Rio ein Traum. Die Weigerung des US-Präsidenten, die Konvention über Artenvielfalt zu unterschreiben, um nicht die Interessen der Pharmaindustrie zu verletzen oder Arbeitsplätze zu vernichten, macht dies sehr deutlich.

Doch wer verweigert sich eigentlich dem ökologischen Strukturwandel, die Politiker oder die Wähler? Die Sucht der Wiederwahl treibt die Mandatsträger zu irreführenden Versprechungen, von denen die Bevölkerung bereits vor der Wahl weiß, daß sie unerfüllbar sind. Die keimende Bereitschaft, für den Erhalt der Umwelt auf ein Stück Wohlstand zu verzichten, wird von vielen Politikern geflissentlich übersehen.

In den Entwicklungsländern wird die Bevölkerung erst gar nicht nach ihrem Einverständnis befragt. Die rigorosen Rezepte des Weltwährungsfonds (IWF) zur Sanierung der Staatsfinanzen und zur Bekämpfung der Inflation nehmen nicht die geringste Rücksicht auf den Verlust von Arbeitsplätzen oder die soziale Verträglichkeit.

Für die Sanierung des ökologischen Gleichgewichts ist auch nach Rio niemand zuständig. Zwar sind sich alle Staatsoberhäupter darüber einig, daß Handlungsbedarf besteht. Die Unterzeichnung der Konventionen über Klima- und Artenschutz sowie die Rio-Deklaration bringen dies zum Ausdruck. Doch leben die Industrienationen weiterhin über ihre ökologischen Verhältnisse und weigern sich, dafür die Kosten zu tragen. „Die ökologische Schuld muß abbezahlt werden, nicht die Auslandsschulden. Der Hunger muß bekämpft werden, nicht der Mensch.“ Fidel Castro hat recht. Astrid Prange

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