■ Konsumenten werden probierfreudiger: „Jahrbuch Sucht 98“: Kokain kommt wieder
Berlin (taz) – Der Konsum von Kokain nimmt wieder deutlich zu. Seit 1990 ist die Zahl derer, die Kokain gebrauchten, im Vorjahr auf das Vierfache gestiegen. Das sagte Rolf Hüllinghorst, Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren (DHS), gestern bei der Vorstellung des „Jahrbuch Sucht 98“. Auch die Entwicklung bei Ecstasy ist kritisch. „Auf Raves werden oft gleichzeitig Cannabis, LSD und Kokain genommen. Bei Jugendlichen ist in drei Punkten ein bedenklicher Trend zu beobachten: steigender Konsum, steigende Probierbereitschaft und der gleichzeitige Gebrauch mehrerer Drogen.“
Die Trinkgewohnheiten der Deutschen änderten sich drastisch: Rund 25 Prozent der erwachsenen Deutschen gaben 1995 an, nie Bier zu trinken. Fünf Jahre vorher waren es erst gut 20 Prozent gewesen. Die Zahl der Nichttrinker steige, aber auch die der Vieltrinker. 2,5 Millionen Deutsche sind alkoholabhängig.
Deutlich könne die DHS beobachten, wie sich Einsparungen im Gesundheitsbereich auf ihre Arbeit auswirken. „Viele Fachkräfte für Suchtprävention mußten ihre Arbeit einstellen“, beklagte Hüllinghorst. Therapiezeiten wurden verkürzt, der Zugang zu Reha-Maßnahmen erschwert: Die Rentenversicherungsträger zahlen nur noch, wenn erwartet werden kann, daß der Süchtige nach der Behandlung wieder arbeitsfähig sein wird. Hohes Alter, lange Abhängigkeit oder Arbeitslosigkeit versperrten oft den Zugang zur Rehabilitation. „20 bis 30 Prozent der Plätze für Alkoholiker sind nicht mehr belegt.“ Sascha Borrée
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