Konsequenzen des Bildungsstreiks: Weniger Prüfungen im Bachelor
Während die Studierenden im Regen weiter demonstrieren, wollen Kultusminister und Hochschulrektoren stillschweigend den Bachelor reparieren.
Seit bald vier Wochen streiken und protestieren die Studierenden gegen Bachelor, Studiengebühren und verstopfte Hochschulen. Nun soll nach Informationen der taz der Bachelor still und leise repariert werden. Am morgigen Dienstag will der sogenannte Akkreditierungsrat eine Erleichterung des Bachelorstudiums beschließen. Nach einer Beschlussvorlage, die der taz vorliegt, soll danach die Studierbarkeit erstmals ein eigenes Kriterium für die Zulassung von Bachelorstudiengängen werden. Auch wird die Zahl der Prüfungen reduziert und die Arbeitsbelastung der Studierenden künftig besser überprüft.
Der Akkreditierungsrat ist gewissermaßen die oberste Zulassungsbehörde für Bachelorstudiengänge. Dort sitzen Vertreter der Kultusministerkonferenz, der Hochschulrektoren sowie Professoren, Fachvertreter und Studenten.
Bislang hatte man die Studierenden auf eine Art Bachelorgipfel im April kommenden Jahres vertrösten wollen. Am kommenden Donnerstag diskutieren auch die Kultusminister den Bildungsstreik, der zuletzt an mehreren Hochschulen durch nächtliche Räumungsaktionen der Polizei eskaliert war. Das entscheidende Gremium aber tagt nun unbemerkt schon am morgigen Dienstag.
Der Akkreditierungsrat legt verbindlich fest, welche Kriterien deutsche Bachelor- und Masterstudiengänge erfüllen müssen. "Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst", sagte der Geschäftsführer des Akkreditierungsrates, Achim Hopbach, der taz. Hopbach setzt große Hoffnung darauf, die Studierbarkeit und die Prüfungslast bei der Sitzung am Dienstag in Mittelpunkt zu stellen.
Der entscheidende Satz in der Beschlussvorlage, mit dem beim Bachelor nun alles besser werden soll, lautet: "Jedes Modul schließt in der Regel mit einer das gesamte Modul umfassenden Prüfung ab." Diese Formel will der Akkreditierungsrat am Dienstag neu in die Bachelorkriterien einfügen. "Bisher wurden zu viele Studiengänge mit zu vielen Prüfungen zugelassen", sagte der Geschäftsführer Hopbach. "Wir fassen uns da an die eigene Nase."
Unter Studierenden herrscht große Skepsis, ob diese Veränderungen den Bachelor retten können. "Es ist gut, wenn die Zahl der Prüfungen sinkt", sagte Thomas Warnau vom Freien Zusammenschluss der Studierendenschaften (fzs). "Aber da ist bisher zu viel versaut worden, als dass wir damit aus der Bachelorkrise kommen würden." Warnau fordert, "dass die Professoren und die Studierenden sich jeweils vor Ort an einen Tisch setzen und studierbare Studiengänge hinbekommen".
Das ist freilich nicht einfach, da im Zuge der Bachelorreform nicht mehr allein die Professoren die Träger der Freiheit der Lehre sind. Das Verfassungsgericht hat entschieden, dass der Gesetzgeber und der Akkreditierungsrat die Freiheit der Professoren einschränken können. Auch Student Warnau vom fzs sagte: "Wir dürfen nicht zurück zu einem System, bei dem allein die Professoren das Sagen haben."
Aus den Kreisen der Studierenden in den Akkreditierungsagenturen hieß es, der jetzt vorgesehene Beschluss sei eine Selbstverständlichkeit. "Es ist ein längst notwendiger Schritt, die vielen Prüfungen in den Studiengängen zu unterbinden", sagte ein Studentenvertreter, der nicht genannt werden will.
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