Konsequenzen aus Milliardenverlust: LBBW-Chef muss gehen
Siegfried Jaschinski muss nach Milliarden-Verlust als Chef der LBBW zurücktreten. Sein Nachfolger soll der aktuelle Chef der Landesbank Berlin, Hans-Jörg Vetter, werden.

STUTTGART reuters | Der Chef der größten deutschen Landesbank LBBW, Siegfried Jaschinski, muss nach vier Jahren im Amt und einem Milliarden-Verlust seinen Posten räumen. Nachfolger soll möglichst schnell der Chef der Landesbank Berlin, Hans-Jörg Vetter, werden, wie der Vorsitzende der Eigentümerversammlung der LBBW, Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger, am Freitag nach einer Trägerversammlung in Stuttgart mitteilte.
"Eine Vertragsverlängerung hätte zu weitreichenden und nicht kalkulierbaren Risiken geführt", sagte der CDU-Politiker. Neben der in Baden-Württemberg mitregierenden FDP hatten sich auch Teile der CDU-Fraktion im Landtag gegen eine Verlängerung von Jaschinskis Vertrags gesperrt, der zum Jahresende ausläuft. Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgabg Schuster (CDU), dessen Kommune knapp 19 Prozent an der LBBW hält, sprach von "politischer Erpressung".
Jaschinski ist der vierte Vorstandschef einer deutschen Landesbank, der wegen der Finanzkrise, milliardenschwerer Verluste und Fehlspekulationen seinen Hut nehmen muss. Auch bei der BayernLB, der WestLB und der HSH Nordbank sind Köpfe gerollt. Die LBBW fuhr 2008 einen Verlust von 2,1 Milliarden Euro ein, im ersten Quartal dieses Jahres wurden wieder schwarze Zahlen geschrieben. Im Bestand sind noch viele Wertpapiere, bei denen weitere Abschreibungen fällig werden könnten.
Baden Württembergs Wirtschaftsminister Ernst Pfister von der FDP frohlockte nach dem Abgang Jaschinskis. Die Entscheidungen seien eine "tragfähige Grundlage für eine gute Zukunft der Landesbank". Dies gelte sowohl für die Berufung des neuen LBBW-Chefs Vetter als auch für die am Freitag auf den Weg gebrachte Auslagerung von risikobelasteten Wertpapieren aus der LBBW-Bilanz.
Regierungschef Oettinger braucht die FDP für diesen staatlichen Risikoschirm über knapp 13 Milliarden Euro, der in den kommenden Wochen noch vom Kabinett, vom Landtag sowie den LBBW-Miteignern Stadt Stuttgart und Sparkassen abgesegnet werden muss. Die Auslagerung der Papiere und eine entsprechende Garantie des Landes hatten die Stadt Stuttgart und die baden-württembergischen Sparkassen zur Bedingung für die notwendige LBBW-Kapitalerhöhung um fünf Milliarden Euro gemacht.
Der designierte LBBW-Chef Vetter steht seit Ende 2001 auf der Kommandobrücke der LBB (Landesbank Berlin) und brachte die ehemalige Bankgesellschaft nach ihrem Immobilienskandal wieder auf Kurs. Im vergangenen Jahr schrieb die LBB als eine von wenigen Landesbanken trotz Finanzkrise schwarze Zahlen. Noch am Donnerstag hatte Vetter den Wechsel von Berlin nach Stuttgart dementiert. "Das ist kein Thema. Ich fühle mich sehr wohl bei Landesbank Berlin", hatte Vetter der Nachrichtenagentur Reuters mitgeteilt.
Der scheidende LBBW-Chef Jaschinski war Anfang 2005 zum Vorstandsvorsitzenden berufen worden. Der Historiker ist zugleich Präsident des Bundesverbandes Öffentlicher Banken in Deutschland (VÖB).
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!