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Konkurrenzfähigkeit im AuslandFehlende Quote schadet Unternehmen

Spanien schreibt einen Frauenanteil in Top-Positionen von 40 Prozent bis 2015 vor. Deutsche Firmen ohne Quote werden bei Ausschreibungen chancenlos sein – fürchtet das Auswärtige Amt.

Frauen in deutschen Unternehmen krebsen oft am Boden rum – deutsche Firmen europaweit vielleicht auch bald, befürchtet das Auswärtige Amt. Bild: Lullabby / photocase.com

DÜSSELDORF epd | Weil Deutschland keine gesetzliche Frauenquote hat, drohen deutschen Unternehmen im europäischen Ausland offenbar Nachteile. Deutsche Firmen hätten nicht den in Spanien oder Frankreich vorgeschriebenen Frauenanteil in Führungspositionen, berichtete die Rheinische Post unter Berufung auf ein internes Papier des Auswärtigen Amts. Dadurch könne ihnen die Teilnahme an Ausschreibungen in diesen Ländern verweigert werden, hieß es. Unterdessen bekräftigte Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) ihre Ablehnung einer festen gesetzlichen Quote.

EU-Justizkommissarin Viviane Reding sagte der Rheinischen Post: „Wenn sich ein deutsches Unternehmen für eine öffentliche Ausschreibung in Spanien bewerben will, dann hat das nur Aussicht auf Erfolg, wenn es die spanische Frauenquote erfüllt.“ Die Quote liegt bei 40 Prozent bis 2015.

Die Grünen erklärten, die Analyse des Auswärtigen Amtes verdeutliche, wie die Bundesregierung die Zukunft verschlafe. Fraktionschefin Renate Künast warf Ministerin Schröder vor, mit ihrer Haltung wirtschaftliche Nachteile für Deutschland in Kauf zu nehmen. „Diese Beharrungskräfte sind schädlich für unser Land“, sagte Künast. Wenn sich nichts ändere, würden die deutschen Unternehmen doppelt leiden: „Sie erhalten keine Aufträge im Ausland, und die Frauen gehen dorthin, wo sie mehr Chancen haben.“

In einem Spiegel-Streitgespräch mit Familienministerin Schröder machte EU-Kommissarin Reding unterdessen deutlich, dass sie für alle EU-Staaten einen vorgegebenen Frauenanteil in Führungspositionen anstrebt: „Ich will 40 Prozent Frauen in den Aufsichtsräten der börsennotierten Unternehmen bis zum Jahr 2020.“

Schröder findet einheitliche Quote absurd

Schröder erwiderte, Brüssel habe gar nicht das Recht, Deutschland eine Quote zu diktieren. Berlin brauche keine „Belehrungen aus Brüssel“. Der festen Quote liege „kollektivistisches Denken“ zugrunde. „Ich halte es für absurd, ganz unterschiedlichen Unternehmen, von der Stahlbranche bis zu den Medien, eine einheitliche Quote vorzuschreiben“, sagte sie. Schröder befürwortet statt der festen Quote die sogenannte Flexiquote, eine gesetzlich verankerte Selbstverpflichtung der Unternehmen. Reding erklärte, Selbstverpflichtungen hätten praktisch keine Ergebnisse gebracht.

Inzwischen fordert auch eine Reihe männlicher Unions-Politiker eine feste Quote. Die von Schröder vorgeschlagene Flexiquote sei „weiße Salbe“, kritisierte der CDU-Abgeordnete Marco Wanderwitz. „Selbstverpflichtungen haben wir schon lange genug ohne Erfolg ausprobiert“, sagte er der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Der geringe Frauenanteil in Führungspositionen sei ein „unsagbarer Zustand“.

Der CDU-Abgeordnete Jan-Marco Luczak erklärte, es stimme nicht, dass alle Männer in der Union gegen eine Quote seien. Er sprach sich für einen fraktionsübergreifenden Gruppenantrag zur Quote aus, wenn sich im Laufe des Jahres kein Ergebnis abzeichne. „Wir haben zehn Jahre auf Freiwilligkeit gesetzt. Das hat fast nichts gebracht.“

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5 Kommentare

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  • H
    HamburgerX

    Studie der University of South Carolina, Bangor University in Großbritannien etc.:

     

    "Ein höherer Frauenanteil im Vorstand führt dazu, dass das Geschäftsmodell riskanter wird."

     

    http://www.welt.de/print/die_welt/vermischtes/article106131322/Wenn-Frauen-auf-volles-Risiko-gehen.html?config=print

     

    Strelow vom Verein Frauenförderung in Aufsichtsräten in Deutschland macht ihrem Ärger Luft: «Diese Studie ist eine Katastrophe und hilft uns in der Sache nicht.»

     

    http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konjunktur/Jung-weiblich-risikofreudig/story/30747993

  • SB
    Siegfried Bosch

    Hier zeigt sich mal wieder: Die gutperformenden Mäneunternehmen in D sollen bestraft werden (via Frauenzwang), die nicht so gut performenden Unternehmen im Ausland werden dagegen de fato protegiert; und am Ende kommen FeministInnen wie Künast und behaupten, dass wir deshalb eine Quote brauchen! Das ist ja wohl die Unlogik des Jahrhunderts!

    Aber es bringt mich auf einen Gedanken: Sind in den ganzen Studien wie "Women Matter" eigentlich die ganzen Frauenbevorzugungsmaßnahmen eingeflossen?

  • H
    HamburgerX

    Studie der Universität Michigan: 1. Frauenquote in Norwegen führte zu Unternehmenswert-Einbrüchen von über 15%. 2. Es wurden zu viele unqualifizierte Frauen angestellt.

     

    DAS ist die Wahrheit. Das AA-"Geheimpapier" ist dermaßen offensichtlich lanciert - ich frage mich, für wie blöd halten die Politfeministen eigentlich die deutsche Öffentlichkeit? Wird die CO2-Steuer reduziert, weil China und USA drohen. DAS ist eine Drohung!

     

    Und Spanien, Frankreich performen ja gerade wunderbar, ich meine wirtschaftlich! Vor denen sollten wir zittern - oder sollten wir vielmehr froh sein, keine Aufträge zu bekommen, wenn es gerade Trend in der EU ist, Deutschland nicht zu bezahlen?

     

    Jetzt aber zum Entscheidenden: Die Frauen-Quote ist und bleibt verfassungswidrig.

     

    Grundgesetz, Art. 3: "Niemand darf aufgrund seines Geschlechts benachteiligt oder bevorzugt werden."

     

    Das Grundgesetz bindet den Staat und seine Gesetze unmittelbar. Ein Frauenquoten-Gesetz, welches dem Menschen die Einstellung aufgrund des Geschlechtes unmöglich macht, nur weil eine willkürliche Quote zu erfüllen ist, kann daher nur verfassungswidrig sein und entsprechend einflussreiche Befürworter verfassungsfeindlich.

     

    Frau Reding, Rücktritt sofort!

  • H
    Hans

    Ich kann mir schon gut vorstellen, daß gerade mancher im Ausland ziemlich daran gelegen wäre, die sehr erfolgreich laufende Wirtschaft in Deutschland durch eine Frauenquote durcheinanderzuwirbeln...

    Unabhängig davon ist eine Quote in den bekanntlich (!) stark technisch und naturwissenschaftlich orientierten Unternehmen in Deutschland fern jeder Realität: der Frauenanteil unter Studierenden etwa in Physik oder in Ingenieurwissenschaften liegt in Deutschland bei etwa 10 bis 18 %. Aus umfangreicher eigener Erfahrung und aus Gesprächen mit Frauen dort weiß ich sicher, daß die Diskriminierung von Frauen in diesen Fakultäten heute fast gar nicht mehr vorkommt, im Gegenteil, viele männliche Studenten freuen sich schließlich auch über mehr Frauen in ihrem Umfeld. Es liegt deshalb offensichtlich am geringeren Interesse von Frauen auch mit sehr guten Schulabschlüssen nicht in diese Art von Studiengängen einzusteigen. Und dann stehen in den dementsprechend ausgeprägten Firmen schlicht auch nicht genügend kompetente Frauen zur Verfügung.

    Um es an einem Beispiel deutlich zu machen: würde man eine Quote für männliche Krankenpfleger von 40 % einführen wollen, würde jeder sofort sagen: dafür stehen doch gar nicht genug interessierte Männer zu Verfügung! Stimmt. Und in der technisch geprägten Wirtschaft sieht es umgekehrt genauso mit den Frauen aus!

  • G
    guntherkummmerlande

    Wenn in Spanien deutsche Unternehmen

    keine Aufträge bekommen, weil Sie die

    Frauenquote nicht erfüllen, dann sollen

    eben die Spanier in Deutschland keine

    Aufträge bekommen, weil Sie Männer

    in Führungspositionen diskriminieren,

    um einen bestimmten Prozentsatz nicht

    zu überschreiten.

    Männer sind keine epidemische Volkskrankheit.

     

    Frau Reding gehört wegen überstaatlich

    regulierten Sexismus angeklagt.

    Sie mißbraucht ihr Amt.

    Gleichberechtigung heißt gleiche Chancen

    auf einen gut bezahlten Job, bei gleicher Leistung,

    gleicher Anerkennung im Unternehmen.

    Es heißt nicht z.B. das in einem Unternehmen

    ein Vorstandsposten für einen Mann aus

    100 Männern und ein Vorstandsposten für eine

    Frau aus 20 Frauen ausgewählt werden.

    Denn das ist eine Diskriminierung des einzelnen Mannes gegenüber der einzelnen Frau.

    Gleichheit heißt Chancengleichheit und die ist

    gegeben.

    Außerdem hat Spanien nicht das Recht Deutschland

    in irgendeiner Weise zu diskriminieren, weil

    wir ein Binnenmarkt sind aus einen Staatenbund,

    in dem schon immer unterschiedliche Gesetze

    mit galten. Und es kann nicht sein, dass wir

    gegenüber Nicht-EU-Ländern diskriminert werden,

    aber für die Schuldenkrise mit bürgen sollen.

    Dann ist eine Nichtmitgliedschaft lukrativer.