Konkurrenz zu GPS: Bayern wird Galileo kontrollieren
EU einigt sich auf Spielregeln für das 3,4 Milliarden Euro teure Satellitensystem.
BERLIN taz | Das europäische Satellitensystem Galileo kann gebaut werden: Nach monatelangem Streit haben sich die EU-Verkehrsminister am Donnerstagabend in Brüssel auf gemeinsame Eckpunkte für die Auftragsvergabe bei dem 3,4 Milliarden teuren Prestigeprojekt geeinigt.
Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) begrüßte den Beschluss. "Die Zukunft des geplanten Bodenkontrollzentrums für Galileo im bayerischen Oberpfaffenhofen ist gesichert", sagte er. Deutsche Firmen würden von Aufträgen profitieren. Mit dem aus 30 Satelliten bestehenden Projekt will die EU sich vom dem Global Position System (GPS) der USA unabhängig machen. Und Galileo soll die exaktere Positionsbestimmung auf der Erde ermöglichen, bis auf einen Meter genau.
Noch vor wenigen Wochen stand das Projekt, das ursprünglich schon im nächsten Jahr in Betrieb gehen sollte, infrage. Denn eigentlich sollte die Industrie 2,4 Milliarden Euro für Galileo zur Verfügung stellen. Die Satellitenhersteller hatten dafür auch eigens das Konsortium ENS Industries gegründet. Doch nach internem Zwist und aus Angst vor finanziellen Risiken stieg ENS Industies aus dem Galileo-Projekt wieder aus.
Erst vergangene Woche einigten sich dann die EU-Staaten darauf, das Finanzloch aus dem EU-Etat zu füllen. Frei werdende Agrarsubventionen sollen zum Galileo-Projekt umgeschichtet werden. Die deutsche Regierung allerdings beklagte sich, dass ihr damit rund 500 Millionen Agrarsubventionen verloren gingen. Der jetzt in Brüssel gefundene Kompromiss garantiere, so erklärte nun Tiefensee, dass ein großer Teil der Milliardeninvestitionen nach Deutschland zurückfließe. Im bayerischen Oberpfaffenhofen wird eins der beiden Satellitenkontrollzentren angesiedelt. Das andere wird in Italien gebaut. Spanien hingegen ist sauer: Es wollte auch ein Kontrollzentrum haben.
Wolfgang Tiefensee versprach, dass Deutschland auch am Bau der Satelliten beteiligt wird. Die Aufträge dafür werden jetzt neu ausgeschrieben. Der deutsche Satellitenbauer EADS-Astrium wird "einen großen Anteil haben", prophezeite der Verkehrsminister.
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