: Kongo-Gipfel geplant
■ Kabilas Verbündete wollen jetzt bald Frieden schließen. Aber will Kabila das auch?
Berlin (taz) – Eine vielfältige und verwirrende Gipfeldiplomatie zum Krieg im Kongo hat den gestern beendeten Blockfreiengipfel im südafrikanischen Durban bereichert. Und jetzt gibt es offenbar konkrete Ergebnisse: Die Koalition der Länder, die das kongolesische Regime von Präsident Laurent Kabila militärisch unterstützen, erhält breite diplomatische Rückendeckung – und somit gestärkt, zeigt sie sich auf politischer Ebene großzügiger, als Kabila es sich wünscht.
Es sei „nicht mehr nötig zu kämpfen“, erklärte in Durban am Donnerstag Simbabwes Präsident Robert Mugabe, der 2.800 Soldaten in den Kongo entsandt und sich am eifrigsten hinter Kabila gestellt hat. Mugabe kündigte einen Kongo-Gipfel in seinem Land für den kommenden Montag an. Der Gipfel, der im simbabwischen Touristenort Victoria Falls stattfinden soll, wurde nach Angaben eines kongolesischen Diplomaten am Mittwoch bei einem Treffen zwischen Mugabe und den Präsidenten von Angola, Namibia und Kongo festgelegt.
Der Diplomat sagte gegenüber AFP, daß der Gipfel ursprünglich geheim bleiben sollte. Daß Mugabe dann als Friedensstifter an die Öffentlichkeit ging, ist wohl auf Bekenntnisse des südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela und des UN-Generalsekretärs Kofi Annan zurückzuführen, daß die internationale Intervention im Kongo auf seiten Kabilas gerechtfertigt sei. Dies geschah am Donnerstag auf einem Treffen, bei dem die Präsidenten Kongos und Namibias bereits abgereist waren und statt dessen die Staatschefs von Ruanda und Uganda als Unterstützer der Gegenseite teilnahmen.
Daß die versöhnlichen Töne erst zu hören waren, nachdem der kongolesische Herrscher Kabila abgereist war, könnte allerdings bedeuten, daß die Rechnung ohne den Wirt gemacht wird. Aus Mugabes Ankündigung war nicht zu erkennen, daß die Anwesenheit von Kongolesen zum Auftakt des Kongo-Gipfels erwünscht ist. Mugabe sagte, daß zunächst „alle diejenigen, die an dieser Krise auf seiten der Rebellen und auf seiten der Regierung beteiligt sind, sich einfinden sollten, um über Bedingungen eines Friedens zu reden“. Danach könnten „die anderen dazustoßen, um ein richtiges Abkommen zu unterzeichnen“. Für die Zeit danach, so fügte Mugabe hinzu, „haben wir Kabila geraten, ein politisches Programm aufzustellen, das alle Strömungen einschließt“. Mit anderen Worten: Wenn Frieden herrscht, muß Kabila den Preis für die ihm gewährte Hilfe zahlen.
Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, daß Kabila lieber weiter Krieg führt. Seine Regierung bereitet gegenwärtig eine Großoffensive gegen das von den Rebellen kontrollierte östliche Drittel des Landes vor. Angolanische Truppen sollen bereits in die kongolesische Südprovinz Katanga verlegt worden sein, in deren Nordosten die Rebellen nach eigenen Angaben auf dem Vormarsch sind.
Rebellenchef Ernest Wamba dia Wamba nannte in Reaktion auf Mugabes Ankündigung die Anwesenheit von Rebellenvertretern auf dem geplanten Gipfel „unumgänglich.“ In Durban kursierte bereits die Überzeugung, daß Kabila definitiv zu Hause bleibt, falls Vertreter der Rebellen zum Gipfel in Simbabwe erscheinen. Dann würde in Victoria Falls ein Kongo- Frieden ohne Kongolesen beschlossen. Dominic Johnson
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