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Kommunen fehlt das GeldVerbände fürchten Mini-Zivildienst

Ausfälle durch Verkürzung des Zivildienstes sind nach Ansicht von Verbänden nicht kompensierbar: Angesichts der dramatischen Finanzlage fehle den Kommunen dazu schlicht das Geld.

Die Aufgaben der Zivis müssen in Zukunft wohl andere erledigen. Bild: ap
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BERLIN taz/epd/dpa | Wohlfahrtsverbände und Organisationen warnen vor den Auswirkungen der geplanten Verkürzung der Wehrdienstzeit von neun auf sechs Monate. Eine Sprecherin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) sagte: "Die einzelnen Rot-Kreuz-Verbände müssen sich überlegen, ob sich der Einsatz von Zivildienstleistenden nach einer Verkürzung noch lohnt."

Die Vorsitzende des Sozialverbands VdK, Ulrike Mascher, sagte der taz, ohne Zivis werde für ältere Menschen in Zukunft die Zeit für "ein ausführliches Gespräch" fehlen (taz berichtete). Auch der Deutsche Städte- und Gemeindebund lehnt die geplante Verkürzung des Wehr- und Zivildienstes von neun auf sechs Monate ab. "Das ist das falsche Signal", sagte Uwe Lübking, Sozialexperte des Kommunalverbandes.

Die Stellen, die dadurch beispielsweise bei den Rettungs- und Betreuungsdiensten wegfielen, würden die Städte und Gemeinden nicht kompensieren. Angesichts der dramatischen Finanzlage fehle den Gemeinden dazu schlicht das Geld, sagte Lübking.

Lübking sprach sich stattdessen für eine freiwillige Verlängerung des Zivildienstes auf zwölf Monate aus. Als Anreiz für Zivildienstleistende könnte beispielsweise eine Anerkennung des Dienstes bei der Ausbildung dienen. Der Sozialexperte appellierte zudem an die Bundesregierung, das beim Wehr- und Zivildienst eingesparte Geld für den Ausbau des Freiwilligen Sozialen Jahres einzusetzen.

Beim Malteser Hilfsdienst und bei der Johanniter-Unfall-Hilfe sind Zivis im Rettungsdienst jetzt schon die Ausnahme. Diese Arbeit sei für Zivildienstleistende zu "komplex". Die jungen Männer arbeiten dort vor allem in der Pflege und Betreuung alter und behinderter Menschen.

In diesen Bereichen sehen die Verbände auch weiterhin eine Zukunft für den Zivildienst. "Es macht aus unserer Sicht keinen Sinn, einen theatralischen Ausstieg zu planen", sagte die Sprecherin der Arbeiterwohlfahrt (AWO), Karin Deckenbach.

Die AWO drängt nun wie andere Verbände auf eine Stärkung der freiwilliger Sozialdienste. Deckenbach forderte, junge Männer und Frauen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) leisten, genauso zu bezahlen wie Zivis.

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28 Kommentare

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  • W
    Watchblog

    Die Forderung, FSJler wie Zivis zu bezahlen grenzt an Hohn. Die Bezahlung fuer Zivis liegt bei knappen 300 Euro im Monat. Wenn man das mit der Wochenarbeitszeit von 38 Stunden umrechnet, bekommt man einen Stundenlohn von ca. 1, 50 Euro.

    Das ist mehr als sittenwidrig. Wer sein FSJ oder seinen Zivi nicht gerade in seiner Heimatstadt oder im Dorf machen will oder kann, kann damit nicht einmal Fahrtkosten decken. Zumal da bei FSJlern noch die zusaetzlichen Leistungen zu Essen, FAhrt, usw. oft nicht bezahlt werden.

     

    Gerade um das attrkativer zu machen, muss man die Gehaelter dort deutlich erhoehen. Viele erfuellen ja jetzt schon oft dieselben Aufgaben wie festangestellte Kraefte, erhalten dabei aber nur einen Bruchteil von derem Gehalt. Es ist ein Skandal, dass sich die gesamte Sozialbranche gnadenlos unterbezahlte Freiwillige nahezu selbstverstaendlich einfordert. Es ist Zeit, dass die Politik da endlich handelt. Gerade weil einige PArteien immer wieder von Mindestlohn und sittenwidrigen loehnen reden. Mit so einem Lohn wird in Deutschland aber keine Friseuse und kein Bauarbeiter bezahlt. Und das alles noch vom Staat gefoerdert. Pfui.

  • A
    agtrier

    Vor allen Dingen gibt es kein "Recht auf Zivildienstleistende", auch wenn mancher das nun gerne formulieren möchte. Die sozialen Einrichtungen haben die "Zivis" sozusagen als "Bonus" bekommen, unter der Auflage, dass ihr Einsatz keine bezahlten Stellen überflüssig macht. Nun zu lamentieren, sie könnten sich keine Arbeitskräfte leisten, welche die Zivis ersetzen müssten ist mehr als heuchlerisch.

  • N
    NaJa

    Wenn die Krankentransportmafia ihre Kapazitäten, die ja nur durch die ZDL aufgebläht werden konnten, auf das erforderliche Maß zurückfährt, kann sie auch an qualifiziertes Personal anständige Löhne bezahlen. Dadurch wird es keine Einschränkungen in der Versorgung geben.

  • D
    Dominic

    Bei der Diskussion um die Wehrpflicht wird von den Institutionen, welche Zivis einsetzen häufig vergessen, dass der Zivildienst kein Selbstzweck ist und schon gar nicht dafür zuständig knappe Kassen zu entlasten.

    Vielmehr ist es gradezu faschistisch junge Männer(und nur Männer) unter Androhung einer Gefängnisstrafe dazu zu zwingen extrem unterbezahlte Arbeit zu verrichten.

    Das Wort Zwangsarbeit ist historisch etwas belastat, aber letztlich ist es das: Arbeit zu der man gezwungen wird.

    Bei allen Disskussionen um Nützlichkeit der Wehrplicht(und heutzutage kann man wohl praktisch auch von der Zivildienstpflicht sprechen), ist das alleine schon Argument genug die Wehrplflicht abzuschaffen:

    Es ist eines demokratischen Landes nicht würdig Menschen mit Gewalt zu zwingen, Arbeit zu verrichten um Kosten zu sparen.

     

    Eine Abschlussbemerung:

    Selbst wenn die Existens des Landes es verlängt Wehrpflichtige einzuziehen, wie das Grundgesetz es dann(und nur dann) erlaubt, so steht doch nirgendwo geschrieben, dass die Wehrpflichtigen (und entsprechend die Ersatzdienstleistenden) nur ein Hungerlohn bekommen.

  • JS
    Jaque Spareau

    ...dann sollte man sich vielleicht als Gesellschaft überlegen, ob es so richtig ist, Menschen zu Zwangsarbeit zu verpflichten anstatt einzustellen und mehr Gelder zur Verfügung zu stellen. Nur so als Idee.

  • JA
    Jens aus H.

    Richtig Wolfgang, aber leider etwas am Inhalt des Artikels vorbei.

    Bin gespannt ob diese kurzsichtige "Politik" zu Lasten der schwächsten in unserer Gesellschaft zu irgendeiner Reaktion führt (Anstieg der ehrenamtlichen Arbeit bei den Verbänden, oder vielleicht auch mal Proteste?).

  • E
    egal

    Die Argumentation der Verbände ist heuchlerisch. Zivildienstleistende machen nur einen ganz kleinen Teil der Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialsystem aus. Von daher droht da schon mal kein allzu großer Engpass.

     

    Vor allem aber die Argumentation, dass 9 Monate"menschenwürdiges" Arbeiten im Altenbereich sei , 6 Monate aber nicht mehr, zeigt auch den eigentlichen Kern des Problems auf. Denn wer argumentiert, dass sich die alten oder die ganz jungen Menschen nicht immer umgewöhnen sollen, muss wohl auch eine argumentative Meisterleistung bieten, wenn er erklären will, dass ein Wechsel alle 6 Monate noch angemessen sei. Das wäre er nach dieser Argumentation ebend gerade nicht.

     

    Mich stört auch dieses Anspruchsdenken der Verbände. Sie nutzen die Jugend dieses Landes für einen Hungerlohn aus und bekommen sogar noch gute Zuschüsse für ihre Arbeit. Auf der Straße stehen genug Krankenpfleger, Erzieher und Arbeitslose, die sehr viel mehr leisten könnten, weil sie die Arbeit freiwillig (!) machen, dort auch ein echtes soziales Interesse an den Menschen haben, flexiblere Arbeitszeiten und natürlich durch ihre Ausbildung viel besser einsetzbar sind.

     

    Warum wird das eigentlich toleriert, dass Amateure auf den Rettungswagen Deutschlands sitzen? Oder in Pflegeheimen Ungelernte Kräfte am Menschenmaterial arbeiten dürfen?

     

    Es gibt zudem auch viele Jugendliche (männliche und weibliche!), die einen sozialen Beruf anstreben und ein FSJ machen wollen. Warum werden da die Möglichkeiten nicht verbessert? Ist es nicht peinlich für die Politik, wenn Menschen auf ihr FSJ warten müssen, weil nicht genug Plätze da sind?

     

    Volkswirtschaftlich ist nach meiner Ansicht der Einsatz von "Zivis" ein Minus-Geschäft. Wer leistungsfähig ist, wird behindert, Studium oder Ausbildungen werden verzögert. War es nicht ein Grund, die Gymnasien auf 12 Jahre runterzukürzen, damit die Schüler früher auf den Arbeits- oder Ausbildungsmarkt kommen? Wie erklärt man dann die Verlängerung durch den Wehrdienst?

  • M
    Markus

    Wahlweise Wehr-, Zivil- oder Ersatzdienst für alle (auch Frauen) könnte eine gute Lösung sein!

     

    Dadurch könnte man zum einen dem Problem der Wehrgerechtigkeit entgegentreten und andererseits dem Drängen der Verbände entgegenkommen. Sozusagen ein Jahr im Dienste der Gesellschaft verpflichtend für jedermann/frau.

  • F
    Fofi

    Jahrzehnte lange Ausbeutung der jungen Männer war doch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der BRD für die sog. sozialen Einrichtungen. Ich durfte vor 40 Jahren noch 18 Monate meines Lebens opfern: Pflegedienst auf der Basis von 48 Wochenstunden, Dienstbeginn teilweise 4.30 Uhr, Tagessold 3 DM, dann 4,50 DM. Der Zeitverlust belief sich am Ende auf 24 Monate, was mich hinter andere, die keinen unfreiwilligen Staatsdienst ableisten mussten, in der beruflichen Karriere um 5 Jahre zurückwarf, weil in der Zwischenzeit wieder Gesetze geändert wurden, die mir "Wartezeiten" einbrachten. Mit dem heutigen Wissen wäre ich mit 17 Jahren wie Boris Becker mal kurz im Ausland verschwunden, um der Wehrerfassung zu entgehen.

    Trotzalledem habe ich mich für einen Beruf entschieden, der mehrfach behinderten Menschen das Leben möglich zu machen versucht. Das zumindest habe ich nie bereut!

  • F
    Fofi

    Jahrzehnte lange Ausbeutung der jungen Männer war doch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der BRD für die sog. sozialen Einrichtungen. Ich durfte vor 40 Jahren noch 18 Monate meines Lebens opfern: Pflegedienst auf der Basis von 48 Wochenstunden, Dienstbeginn teilweise 4.30 Uhr, Tagessold 3 DM, dann 4,50 DM. Der Zeitverlust belief sich am Ende auf 24 Monate, was mich hinter andere, die keinen unfreiwilligen Staatsdienst ableisten mussten, in der beruflichen Karriere um 5 Jahre zurückwarf, weil in der Zwischenzeit wieder Gesetze geändert wurden, die mir "Wartezeiten" einbrachten. Mit dem heutigen Wissen wäre ich mit 17 Jahren wie Boris Becker mal kurz im Ausland verschwunden, um der Wehrerfassung zu entgehen.

    Trotzalledem habe ich mich für einen Beruf entschieden, der mehrfach behinderten Menschen das Leben möglich zu machen versucht. Das zumindest habe ich nie bereut!

  • R
    reblek

    Sorry, aber "Wehrersatzdienst" ist auch eine Schönrednerei. Wenn es im Grundgesetz eine "Kriegsdienstverweigerung" gibt, dass muss es ja wohl auch einen Kriegsdienst geben und damit auch einen "Kriegsersatzdienst".

  • G
    Gott

    Kann Wolfgang nur zustimmen.

     

    Aufgrund der fehlenden Wehrgerechtigkeit (Kaum einer wird mehr eingezogen, da niemand gebraucht wird. Wer eingezogen wird hat Pech) ist der Wehrdienst eigentlich eh verfassungswidrig. Der Zivildienst taugt als Argument für den Wehrdienst auch wenig, denn wenn der Zivildienst das Hauptargument für den Wehrdienst ist so bleibt die Frage offen, warum nur der männliche Teil der Bevölkerung diesen Dienst erbringen soll?

  • M
    Martin

    Ich bin zurzeit Zivi beim DRK Mainz und fahre täglih Krankenwagen. Bei uns sind 95% der KTW-Besatzungen Zivis oder FSJler. Wir fahren von 6:30-22:50 Uhr mit bis zu 8 KTW´s allein im Stadtgebiet (ASB, JUH, MHD und andere Wachen im Landkreis nicht mitgezählt) und sind voll ausgelastet sodass eigentlich noch gut zwei Wagen fahren könnten, wenn das Geld da wäre. Müsste sich das DRK dazu entscheiden auf Zivis zu verzichten, könnte der Krankentransport nicht mehr in der bisherigen Qualität und Quantität gewährleistet werden, da Hauptamtliche/Teilzeitkräfte deutlich teurer sind als wir! Die Bundesregierung sollte wirklich genaustens darüber nachdenken, ob Sie riskieren und verantworten kann, dass ein gewaltiger Einschnitt in den Zivildienstbranchen stattfinden wird.

  • W
    Wolfgang

    Es gibt keinen Zivildienst, sondern nur einen Wehrersatzdienst. Wenn der Wehrdienst immer weniger gebraucht wird, dann entfällt eben der Wehrersatzdienst. Das Argument eines fehlenden Wehrersatzdienstes darf nicht das Argument für den Wehrdienst sein.

    Bei 23 der 28 NATO-Mitglieder gibt es keinen Wehrdienst mehr. Das muss auch das Ziel der Deutschen sein.

  • W
    Watchblog

    Die Forderung, FSJler wie Zivis zu bezahlen grenzt an Hohn. Die Bezahlung fuer Zivis liegt bei knappen 300 Euro im Monat. Wenn man das mit der Wochenarbeitszeit von 38 Stunden umrechnet, bekommt man einen Stundenlohn von ca. 1, 50 Euro.

    Das ist mehr als sittenwidrig. Wer sein FSJ oder seinen Zivi nicht gerade in seiner Heimatstadt oder im Dorf machen will oder kann, kann damit nicht einmal Fahrtkosten decken. Zumal da bei FSJlern noch die zusaetzlichen Leistungen zu Essen, FAhrt, usw. oft nicht bezahlt werden.

     

    Gerade um das attrkativer zu machen, muss man die Gehaelter dort deutlich erhoehen. Viele erfuellen ja jetzt schon oft dieselben Aufgaben wie festangestellte Kraefte, erhalten dabei aber nur einen Bruchteil von derem Gehalt. Es ist ein Skandal, dass sich die gesamte Sozialbranche gnadenlos unterbezahlte Freiwillige nahezu selbstverstaendlich einfordert. Es ist Zeit, dass die Politik da endlich handelt. Gerade weil einige PArteien immer wieder von Mindestlohn und sittenwidrigen loehnen reden. Mit so einem Lohn wird in Deutschland aber keine Friseuse und kein Bauarbeiter bezahlt. Und das alles noch vom Staat gefoerdert. Pfui.

  • A
    agtrier

    Vor allen Dingen gibt es kein "Recht auf Zivildienstleistende", auch wenn mancher das nun gerne formulieren möchte. Die sozialen Einrichtungen haben die "Zivis" sozusagen als "Bonus" bekommen, unter der Auflage, dass ihr Einsatz keine bezahlten Stellen überflüssig macht. Nun zu lamentieren, sie könnten sich keine Arbeitskräfte leisten, welche die Zivis ersetzen müssten ist mehr als heuchlerisch.

  • N
    NaJa

    Wenn die Krankentransportmafia ihre Kapazitäten, die ja nur durch die ZDL aufgebläht werden konnten, auf das erforderliche Maß zurückfährt, kann sie auch an qualifiziertes Personal anständige Löhne bezahlen. Dadurch wird es keine Einschränkungen in der Versorgung geben.

  • D
    Dominic

    Bei der Diskussion um die Wehrpflicht wird von den Institutionen, welche Zivis einsetzen häufig vergessen, dass der Zivildienst kein Selbstzweck ist und schon gar nicht dafür zuständig knappe Kassen zu entlasten.

    Vielmehr ist es gradezu faschistisch junge Männer(und nur Männer) unter Androhung einer Gefängnisstrafe dazu zu zwingen extrem unterbezahlte Arbeit zu verrichten.

    Das Wort Zwangsarbeit ist historisch etwas belastat, aber letztlich ist es das: Arbeit zu der man gezwungen wird.

    Bei allen Disskussionen um Nützlichkeit der Wehrplicht(und heutzutage kann man wohl praktisch auch von der Zivildienstpflicht sprechen), ist das alleine schon Argument genug die Wehrplflicht abzuschaffen:

    Es ist eines demokratischen Landes nicht würdig Menschen mit Gewalt zu zwingen, Arbeit zu verrichten um Kosten zu sparen.

     

    Eine Abschlussbemerung:

    Selbst wenn die Existens des Landes es verlängt Wehrpflichtige einzuziehen, wie das Grundgesetz es dann(und nur dann) erlaubt, so steht doch nirgendwo geschrieben, dass die Wehrpflichtigen (und entsprechend die Ersatzdienstleistenden) nur ein Hungerlohn bekommen.

  • JS
    Jaque Spareau

    ...dann sollte man sich vielleicht als Gesellschaft überlegen, ob es so richtig ist, Menschen zu Zwangsarbeit zu verpflichten anstatt einzustellen und mehr Gelder zur Verfügung zu stellen. Nur so als Idee.

  • JA
    Jens aus H.

    Richtig Wolfgang, aber leider etwas am Inhalt des Artikels vorbei.

    Bin gespannt ob diese kurzsichtige "Politik" zu Lasten der schwächsten in unserer Gesellschaft zu irgendeiner Reaktion führt (Anstieg der ehrenamtlichen Arbeit bei den Verbänden, oder vielleicht auch mal Proteste?).

  • E
    egal

    Die Argumentation der Verbände ist heuchlerisch. Zivildienstleistende machen nur einen ganz kleinen Teil der Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialsystem aus. Von daher droht da schon mal kein allzu großer Engpass.

     

    Vor allem aber die Argumentation, dass 9 Monate"menschenwürdiges" Arbeiten im Altenbereich sei , 6 Monate aber nicht mehr, zeigt auch den eigentlichen Kern des Problems auf. Denn wer argumentiert, dass sich die alten oder die ganz jungen Menschen nicht immer umgewöhnen sollen, muss wohl auch eine argumentative Meisterleistung bieten, wenn er erklären will, dass ein Wechsel alle 6 Monate noch angemessen sei. Das wäre er nach dieser Argumentation ebend gerade nicht.

     

    Mich stört auch dieses Anspruchsdenken der Verbände. Sie nutzen die Jugend dieses Landes für einen Hungerlohn aus und bekommen sogar noch gute Zuschüsse für ihre Arbeit. Auf der Straße stehen genug Krankenpfleger, Erzieher und Arbeitslose, die sehr viel mehr leisten könnten, weil sie die Arbeit freiwillig (!) machen, dort auch ein echtes soziales Interesse an den Menschen haben, flexiblere Arbeitszeiten und natürlich durch ihre Ausbildung viel besser einsetzbar sind.

     

    Warum wird das eigentlich toleriert, dass Amateure auf den Rettungswagen Deutschlands sitzen? Oder in Pflegeheimen Ungelernte Kräfte am Menschenmaterial arbeiten dürfen?

     

    Es gibt zudem auch viele Jugendliche (männliche und weibliche!), die einen sozialen Beruf anstreben und ein FSJ machen wollen. Warum werden da die Möglichkeiten nicht verbessert? Ist es nicht peinlich für die Politik, wenn Menschen auf ihr FSJ warten müssen, weil nicht genug Plätze da sind?

     

    Volkswirtschaftlich ist nach meiner Ansicht der Einsatz von "Zivis" ein Minus-Geschäft. Wer leistungsfähig ist, wird behindert, Studium oder Ausbildungen werden verzögert. War es nicht ein Grund, die Gymnasien auf 12 Jahre runterzukürzen, damit die Schüler früher auf den Arbeits- oder Ausbildungsmarkt kommen? Wie erklärt man dann die Verlängerung durch den Wehrdienst?

  • M
    Markus

    Wahlweise Wehr-, Zivil- oder Ersatzdienst für alle (auch Frauen) könnte eine gute Lösung sein!

     

    Dadurch könnte man zum einen dem Problem der Wehrgerechtigkeit entgegentreten und andererseits dem Drängen der Verbände entgegenkommen. Sozusagen ein Jahr im Dienste der Gesellschaft verpflichtend für jedermann/frau.

  • F
    Fofi

    Jahrzehnte lange Ausbeutung der jungen Männer war doch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der BRD für die sog. sozialen Einrichtungen. Ich durfte vor 40 Jahren noch 18 Monate meines Lebens opfern: Pflegedienst auf der Basis von 48 Wochenstunden, Dienstbeginn teilweise 4.30 Uhr, Tagessold 3 DM, dann 4,50 DM. Der Zeitverlust belief sich am Ende auf 24 Monate, was mich hinter andere, die keinen unfreiwilligen Staatsdienst ableisten mussten, in der beruflichen Karriere um 5 Jahre zurückwarf, weil in der Zwischenzeit wieder Gesetze geändert wurden, die mir "Wartezeiten" einbrachten. Mit dem heutigen Wissen wäre ich mit 17 Jahren wie Boris Becker mal kurz im Ausland verschwunden, um der Wehrerfassung zu entgehen.

    Trotzalledem habe ich mich für einen Beruf entschieden, der mehrfach behinderten Menschen das Leben möglich zu machen versucht. Das zumindest habe ich nie bereut!

  • F
    Fofi

    Jahrzehnte lange Ausbeutung der jungen Männer war doch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der BRD für die sog. sozialen Einrichtungen. Ich durfte vor 40 Jahren noch 18 Monate meines Lebens opfern: Pflegedienst auf der Basis von 48 Wochenstunden, Dienstbeginn teilweise 4.30 Uhr, Tagessold 3 DM, dann 4,50 DM. Der Zeitverlust belief sich am Ende auf 24 Monate, was mich hinter andere, die keinen unfreiwilligen Staatsdienst ableisten mussten, in der beruflichen Karriere um 5 Jahre zurückwarf, weil in der Zwischenzeit wieder Gesetze geändert wurden, die mir "Wartezeiten" einbrachten. Mit dem heutigen Wissen wäre ich mit 17 Jahren wie Boris Becker mal kurz im Ausland verschwunden, um der Wehrerfassung zu entgehen.

    Trotzalledem habe ich mich für einen Beruf entschieden, der mehrfach behinderten Menschen das Leben möglich zu machen versucht. Das zumindest habe ich nie bereut!

  • R
    reblek

    Sorry, aber "Wehrersatzdienst" ist auch eine Schönrednerei. Wenn es im Grundgesetz eine "Kriegsdienstverweigerung" gibt, dass muss es ja wohl auch einen Kriegsdienst geben und damit auch einen "Kriegsersatzdienst".

  • G
    Gott

    Kann Wolfgang nur zustimmen.

     

    Aufgrund der fehlenden Wehrgerechtigkeit (Kaum einer wird mehr eingezogen, da niemand gebraucht wird. Wer eingezogen wird hat Pech) ist der Wehrdienst eigentlich eh verfassungswidrig. Der Zivildienst taugt als Argument für den Wehrdienst auch wenig, denn wenn der Zivildienst das Hauptargument für den Wehrdienst ist so bleibt die Frage offen, warum nur der männliche Teil der Bevölkerung diesen Dienst erbringen soll?

  • M
    Martin

    Ich bin zurzeit Zivi beim DRK Mainz und fahre täglih Krankenwagen. Bei uns sind 95% der KTW-Besatzungen Zivis oder FSJler. Wir fahren von 6:30-22:50 Uhr mit bis zu 8 KTW´s allein im Stadtgebiet (ASB, JUH, MHD und andere Wachen im Landkreis nicht mitgezählt) und sind voll ausgelastet sodass eigentlich noch gut zwei Wagen fahren könnten, wenn das Geld da wäre. Müsste sich das DRK dazu entscheiden auf Zivis zu verzichten, könnte der Krankentransport nicht mehr in der bisherigen Qualität und Quantität gewährleistet werden, da Hauptamtliche/Teilzeitkräfte deutlich teurer sind als wir! Die Bundesregierung sollte wirklich genaustens darüber nachdenken, ob Sie riskieren und verantworten kann, dass ein gewaltiger Einschnitt in den Zivildienstbranchen stattfinden wird.

  • W
    Wolfgang

    Es gibt keinen Zivildienst, sondern nur einen Wehrersatzdienst. Wenn der Wehrdienst immer weniger gebraucht wird, dann entfällt eben der Wehrersatzdienst. Das Argument eines fehlenden Wehrersatzdienstes darf nicht das Argument für den Wehrdienst sein.

    Bei 23 der 28 NATO-Mitglieder gibt es keinen Wehrdienst mehr. Das muss auch das Ziel der Deutschen sein.