■ Peking-Oper soll einem Einkaufszentrum weichen: Kommerz statt Kultur
Peking (dpa/taz) – Das historische Jixiang-Peking-Oper-Haus in der chinesischen Hauptstadt hat nun seine letzte Vorstellung gesehen. Das 87 Jahre alte, zwischen Kaufhäusern und teuren Hotels gelegene Theater an der Haupteinkaufsstraße Wangfujing, wird einem 300 Millionen Dollar teuren Hongkonger Einkaufszentrum weichen. Das 1.052 Sitze zählende Theater, das ein Palast-Eunuche 1905 in der Goldfisch-Gasse bauen ließ, ist ein Stück chinesischer Kulturgeschichte. Alle bedeutenden Stars der Peking-Oper sind dort aufgetreten, viele der berühmtesten Stücke wurden auf dieser Bühne aufgeführt.
Auch eine Petition bedeutender Künstler, Regisseure und Kritiker konnte nichts gegen die Schließung des Hauses unternehmen. Die offizielle Tageszeitung China Daily beschrieb das Dilemma gestern folgendermaßen: „Die illustre kulturelle Vergangenheit des Theaters kommt unter die Räder des wirtschaftlichen Fortschritts.“
Mitarbeiter des Opernhauses haben versichert, man habe durchaus gewinnbringend gearbeitet und 300 Aufführungen im Jahr gezeigt. Die Regierung will nun die erhitzten Gemüter beschwichtigen und im siebten Stock des neuen Einkaufskomplexes einen Teil für ein kleineres Jixiang-Theater zur Verfügung stellen. Die Künstlergemeinschaft in der Hauptstadt befürchtet aber, daß die Peking- Oper, die die japanische Besetzung in den 30er Jahren und die Kulturrevolution in den 60er Jahren überlebt hat, möglicherweise die heutigen rasanten wirtschaftlichen Reformen in China nicht überstehen könnte.
Der Konflikt zwischen Moderne und Tradition „spiegelt einen weltweiten Trend wider, in dem das Alte dem Neuen Platz macht“, schrieb die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua und zitierte Vertreter des Theaterhauses, die zuversichtlich seien, daß die Peking-Oper erhalten bleibe.
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