Kommentar :
Immer wieder Wachstumswahn
Sollte man Veranstalter entscheiden lassen, ob der Ausbau einer Stadthalle ökonomisch sinnvoll ist? Da könnte man auch Beck’s fragen, ob irgendwo zu viel Hopfen angebaut wird.
Zu Recht verweisen Kritiker der Stadthallen-Erweiterung auf die Fragwürdigkeit des „Symbios 2“-Gutachtens. Wie zuvor schon auf die architektonische Bedeutung der Halle, auf Probleme mit Statik und Sichtverhältnissen. Sowas ist kostenlose Politikberatung.
Aber: Sie sind ja „ewige Nein-Sager“ (SPD), „unverantwortliche Polemisierer“ (Staatsgutacher Haller) – die man nicht hören muss, weil die eigene Meinung längst fest steht.
Wenn die SPD ihre aufgeblitzten Zweifel ernsthaft hätte prüfen wollen, wäre nicht ein „Update“, sondern die Stellungnahme eines bisher unbeteiligten Instituts fällig gewesen. Statt dessen ließ man sich auf eine offensichtliche Alibi-Veranstaltung ein. Und inszeniert die Bekanntgabe der Wiedervorlage als Tag der Entscheidung, ab dem jedwede Zweifel als „endgültig beseitigt“ zu gelten haben.
Überregionale Zeitungen analysieren den landauf landab grassierenden Arenen-Boom längst als Irrsinn, als ökonomisch desaströsen Statuskampf der Städte. Bremen aber frönt unverdrossen dem Wachstumswahn, im Brustton der Überzeugung wird jeglicher Zweifel zurückgewiesen. Als hätte es nie ein Musical gegeben, als sei das Postamt 5 voller Leben, als floriere der Spacepark.
Henning Bleyl