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Archiv-Artikel

Kommentar Die Bahn verkauft Wundertüten

Endlich wieder Zug fahren statt fliegen: Die Deutsche Bahn verkauft „Herbst-Spezial“-Tickets, die mit Billigflügen konkurrieren können. „Für 29 Euro quer durch Deutschland“, heißt es in der Werbung und das ökologische Gewissen freut sich. Im Internet kann man bequem Wunschdatum und Zugstrecke eintippen. Dann erscheint der normale Preis: teuer wie immer. Aber daneben stehen die „Sparangebote ab 29 Euro“. Wenn man diese per Mausklick buchen möchte, ist das, als wenn man eine Wundertüte öffnet. „Spezialpreis nicht verfügbar“, heißt es dann ganz ganz oft. Denn das „Herbst-Spezial“ ist natürlich „kontingentiert“, also es gibt nur eine bestimmte Anzahl an Billigtickets. Wie viele und auf welche Züge sie verteilt sind, ist das große Geheimnis der Bahn.

Es kann sogar passieren, dass für eine Fahrt heute keine Billigtickets vorhanden sind, morgen aber doch. „Das ist ja wie Roulette“, sagen wir der freundlichen Dame am Bahn-Schalter. „Stimmt“, antwortet diese, „das ist wie Roulette.“ Bahntickets buchen bleibt also spannend. Bis 10. Dezember kann man mit „Herbst-Spezial“ reisen – wenn man Glück hat. Einen Tag danach werden die Zugpreise eh erhöht. Dann kann man wieder beruhigt den Flieger oder das Auto nehmen. Mit gutem schlechten Gewissen. GIUSEPPE PITRONACI