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KommentarLetzte Chance: Offenheit

Andreas Rüttenauer
Kommentar von Andreas Rüttenauer

Iim Profirennsport wird systematisch manipuliert. Die Disziplin hat nur dann eine Zukunft, wenn Sie von einer unabhängigen Instanz gründlich durchleucjtet wird.

J örg Jaksche hat ausgepackt. Er hat bestätigt, wovon immer mehr Beobachter der Radsportszene schon lange überzeugt waren: Der Profirennsport zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass professionell manipuliert wird. Wenn die Teamchefs der Rennställe das Doping nicht selbst organisieren, so gehen sie zumindest davon aus, dass ihre Fahrer mehr machen als nur zu trainieren. Die ersten Namen hat Jaksche genannt, erste Zusammenhänge erläutert. Alles hat er jedoch noch nicht gesagt. Was seine radelnden Kollegen so alles genommen haben, weiß er ganz genau. Ihre Namen wollte er zunächst noch nicht nennen. Er verlangt einen Preis für die ganze Wahrheit. Er will als Kronzeuge eine Strafminderung erreichen. Nächstes Jahr will er wieder Rennen bestreiten.

Über das Strafmaß diskutieren die Sportgerichte hinter verschlossenen Türen. Beteiligt sind daran die Radsportverbände mit ihren Funktionären, den obersten Verantwortlichen für eine verkommene Szene. Über den mit österreichischer Lizenz fahrenden Jörg Jaksche würde ein Verband urteilen, der Jan Ullrich eine Lizenz zum Weiterradeln geben wollte, als dieser in der Sportwelt längst geächtet war. Auch Rudolf Scharping, Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer, und der Deutsche Olympische Sportbund wollen mit Jaksche sprechen. Am liebsten würden sie wohl wieder im Hinterzimmer kungeln. So wie sie es mit Erik Zabel und Rolf Aldag gemacht haben, jenen Sportbetrügern, denen die ach so harten Antidopingkämpfer mal eben so tätige Reue attestiert haben.

Was jetzt nötig ist, ist eine große Wahrheitskommission des Radsports. Geleitet werden sollte sie von einer vom Radsport unabhängigen Istitution. Das könnte die Weltantidopingagentur Wada sein. Jeder Profi sollte die Möglichkeit haben, frei zu sprechen. Die Türen zum Verhandlungssaal müssen offen stehen. Vielleicht hat der Radsport eine Zukunft. Aber nur dann, wenn all die Betonköpfe, Wegseher und Lügner, die bislang die Geschicke der Szene bestimmt haben, nicht mehr mit am Tisch sitzen.

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Andreas Rüttenauer
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