Kommentar: Böllerverbot ist irgendwie doof
An Silvester werden Umweltzone und Rauchverbot mit Knallern begrüßt. Die könnte man auch noch illegalisieren. Zum Glück geht das selbst der Feuerwehr zu weit.
Das Rauchen ist ab dem neuen Jahr in Kneipen und Gaststätten verboten. Alte Dieselstinker werden in der Innenstadt nicht mehr erlaubt. Warum schieben die Gesetzesmacher nicht auch noch ein Verbot von Böllern hinterher? Was Rauchern und Dieselliebhabern vorgeworfen wird, gilt auch für Zündler: Feuerwerkskörper sind gefährlich, für einen selbst und für die Mitmenschen. Ein Böllerverbot wäre trotzdem das falsche Signal.
Unbenommen, es gibt kein sinnentleerteres Ritual als das neue Jahr mit einem lauten Kracher eines Chinaböllers der Größe E zu begrüßen - mit der einzigen Hinterlassenschaft, dass einem hinterher die Ohren fiepsen.
Auch die schweren Verletzungen, die hohen Sachschäden und die Aufräumarbeiten rechtfertigen nicht wirklich den Ballerspaß. Eigentlich spricht alles gegen das Böllern.
Und dennoch: Der britische Science Fiction-Autor Douglas Adams hat mal die These aufgestellt: Wenn irgendjemand mal herausfindet, wozu das Universum da ist, dann würde es auf der Stelle verschwinden und durch etwas noch Unbegreiflicheres ersetzt werden. Zugegeben, eine gefährliche These, die so ziemlich jeden Schwachsinn dieser Welt rechtfertigen würde. Doch wenn man alles verbieten würde, was schwachsinnig ist, lebten wir in einer Erziehungsdiktatur.
Feuerwehr und Polizei haben sich selbst gegen ein Verbot von Silvesterböllern ausgesprochen. Sie finden: Wenn man vernünftig damit umgeht, ist das Risiko von Verletzungen gering. Deswegen sollen Streetworker die Kids von Neukölln und Kreuzberg aufsuchen und sie über die Gefahren informieren.
Ob das reicht, wird die Silvesterbilanz am Neujahrsmorgen zeigen. Es wäre zu schön, wenn die Kliniken dieses Mal berichten könnten: Die Zahl der Verletzten ist gesunken - ohne ein weiteres Verbot.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!