Kommentar: Trotz allem eine Erfolgsbilanz
Die Stadtsanierung in Berlin-Mitte ist nach 15 Jahren offiziell beendet. Ihr größter Erfolg: Es gbt die Spandauer Vorstadt noch.
D ass es nicht einfach werden würde, war klar. Als im November 1989 die Mauer fiel, strömten nicht nur Ostberliner in den Westen, sondern auch viele Westberliner in den Osten. Vor allem die heruntergekommene Spandauer Vorstadt hatte es vielen angetan. Verwinkelte Höfe, Baulücken und niedrige Häuser, die noch nichts gemein hatten mit den Mietskasernen, die erst viel später entstanden waren. Berlin hatte seine Altstadt - und Künstler wie Immobilienhaie ihren neuen Abenteuerspielplatz.
So oder so ähnlich sahen sie aus, die Erwartungen und Befürchtungen, als die Spandauer Vorstadt zwischen dem Hackeschen Markt und der Linienstraße 1993 zum Sanierungsgebiet erklärt wurde. Die Ziele waren jedenfalls hoch gesteckt: Die Bevölkerung sollte vor Verdrängung geschützt werden, die maroden Häuser vor dem Abriss, und nicht zuletzt sollten Schulen saniert, Grünflächen gesichert und der Durchgangsverkehr verbannt werden.
15 Jahre später weiß man: Die Ziele waren zu hoch, um von einer Erfolgsgeschichte sprechen zu können. Natürlich ist nicht jeder, der das Gebiet verlassen hat, ein Opfer der Verdrängung. Viele sind es dennoch geworden. Nicht nur weil die Mieten oft ins Unermessliche gestiegen sind, auch weil einem Kneipenlärm und Touristenströme das Leben schwer machen können.
Gleichwohl war die Sanierung der Spandauer Vorstadt ein Erfolg. Nicht zuletzt deshalb, weil es die Spandauer Vorstadt noch gibt. Ohne sanierungsrechtliche Genehmigungen nämlich, ohne öffentliche Förderung und dem Engagement von Sanierungsträger und Betroffenenvertretung, wäre das Feld frei gewesen für die Komplettsanierer. Und die hätten neben ein paar repräsentativen Altbauten aufgeräumt, abgerissen, neu gebaut. Nicht der Charme der Vorstadt hätte dann gezählt, sondern die Nähe zum Alex.
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