Kommentar: Der Kampf der Holzköpfe
Der Streit um die BVG-Löhne geht weiter. Sowohl Gewerkschaften als auch Arbeitgeber haben aus ihrer Position heraus Recht.
Zwei Monate schon streiten Ver.di und der Arbeitgeberverband um die Löhne bei der BVG. Mal kommen seither die Busse, mal kommen sie nicht. Und es geht ein Stöhnen durch die Stadt: Können die sich nicht mal einigen? Die Antwort ist einfach: Nein, können sie nicht.
Denn Gewerkschaft und Arbeitgeberverband haben das gleiche Problem. Jede mühsam errungene Annäherung müssen sie ihrer Basis verkaufen. Dort aber sitzen echte Charakterköpfe. Hier der Berliner Busfahrer, da Finanzsenator Thilo Sarrazin. Zwei Prototypen der Berliner Schnoddrigkeit. Zwei Prinzipienreiter, die jedem Außenstehenden ohne mit der Wimper zu zucken die Tür vor der Nase zuknallen, wenn sie anderfalls auch nur eine Sekunde von ihrem Plan abweichen müssten.
Beide haben aus ihrer Position gesehen Recht. Der Busfahrer will nach jahrelangen Gehaltsverlusten durch die Inflation endlich mal wieder mehr Geld sehen. Dass er Dank alter Berliner Überausstattung immer noch mehr verdient als viele Kollegen, ist ihm herzlich egal. Der Finanzsenator will nach jahrelang durchgefochtenem Sparkurs keineswegs den Berliner Haushalt gefährden. Dass er in Zeiten witschaftlicher Entspannung dafür nur wenig Verständnis erntet, ist ihm herzlich egal.
So werden die Fahrer weiter streiken, erlaubt oder wild. Und der Senator wird weiter den Griff in die Kasse verweigern, mit angebrachter Argumentation oder wild.
Am Ende müssen es die Chefs regeln. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit und Ver.di-Bundeschef Frank Bsirske haben schon 2003 den so genannten Solidarpakt für den öffentlichen Dienst ausgekungelt. Der steht auch gerade wieder zur Debatte. Es ist höchste Zeit für ein zweites Spitzentreffen.
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