Kommentar: Grüne bleiben CDU-kompatibel
Die Grünen beschreiten damit den Hamburger Weg, wo die neuen Stadtteilschulen gleichfalls als Quasi-Gemeinschaftsschulen gegründet werden. Damit sind sie kompatibler für mögliche Bündnisse mit der CDU - aber auch weniger klar in ihren Positionen.
Die Grünen haben sich entschieden. Wirklich? Auf dem Landesparteitag stimmten sie für Gemeinschaftsschulen von Klasse eins bis zehn. Und für die Gymnasien - bis aufs Türschild reformiert. Die Grünen schwanken damit zwischen sozialen Ansprüchen und Klientelpolitik. Die Entscheidung, wohin sie tendieren, steht damit noch aus.
Schon in der nächsten Legislaturperiode wollen die Grünen - so sie denn können - Haupt- und Realschulen auslaufen lassen und zu Gemeinschaftsschulen umwidmen. Gleichzeitig sollen die Gymnasien der neuen "Schule für alle" gleichgestellt werden, das heißt, sie dürfen Schüler weder aussieben noch sitzen bleiben lassen. Die Grünen hoffen, dass die Underdogs damit in Zukunft die gleichen Bildungschancen haben werden wie die soziale Elite. Doch gleichzeitig möchten sie die Gymnasialeltern in den eigenen Reihen bei der Stange zu halten.
Der Interessenkonflikt ist programmiert. Die von Abstiegsängsten geplagte Mittelschicht sieht die Gymnasien mehr denn je als Hort ihrer kulturellen Selbstvergewisserung. Sie wird ihre Kinder kaum auf Gemeinschaftsschulen schicken, die von umgetauften Haupt- und Realschülern bevölkert werden. Solange es die Gymnasien gibt, werden diese in Konkurrenz zur Gemeinschaftsschule stehen. Und wenn man sich die Koexistenz von Gesamtschulen und Gymnasien vor Augen führt, dann steht der Sieger dieses Wettstreits schon fest: das Gymnasium. Dort tummeln sich die Akademikerkinder, während sich an den Gesamtschulen die von Haus aus Benachteiligten sammeln.
Die Grünen beschreiten damit den Hamburger Weg, wo die neuen Stadtteilschulen gleichfalls als Quasi-Gemeinschaftsschulen gegründet werden. Damit sind sie kompatibler für mögliche Bündnisse mit der CDU - aber auch weniger klar in ihren Positionen. Die Grünen werden sich entscheiden müssen - zwischen den Ängsten der eigenen Wählerschaft und dem Anspruch sozialer Chancengleichheit.
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