Kommentar: Nachhilfe vom Finanzsenator
Die BSR will keinen Ökostrom - sie fürchtet höhere Kosten. Zu Unrecht.
Die Berliner Stadtreinigung sollte sich ein Vorbild an Thilo Sarrazin nehmen: Der Finanzsenator wird zwar gerne wegen seiner flotten Sprüchen kritisiert, aber er konnte zumindest dazu gebracht werden, sich beim Einkauf von Strom für die Gebäude des Landes an die ambitionierten Vorgaben des Abgeordnetenhauses zu halten. Damit ist er ein Vorreiter: In den anderen Senatsverwaltungen, in den Bezirken und in den landeseigenen Betrieben werden die Vorgaben zu ökologischen Zuschlagskriterien ignoriert. Die BSR beruft sich nun darauf, dass es zu teuer sei, Ökostrom einzukaufen. Die Kosten seien den Kunden nicht zuzumuten. Doch das ist aus zwei Gründen falsch.
Erstens unterstellt die BSR ihren Kunden, der Preis wäre für sie wichtiger als die Umwelt. Doch das ist falsch. Denn die Kunden der BSR sind gleichzeitig auch Wähler. Und im Abgeordnetenhaus gab es eine ganz große Koalition für den Beschluss zu ökologischen Zuschlagskriterien: Neben SPD und Linkspartei stimmten auch CDU und Grüne dafür. Hinter diesen Parteien stehen 78,6 Prozent der Wähler und damit auch die überwältigende Mehrheit der BSR-Kunden.
Zweitens liegt die BSR falsch, weil Ökostrom gar nicht so viel teurer ist. An der Strombörse in Leipzig wird Normalstrom derzeit mit 3,8 Cent pro Kilowattstunde gehandelt. Es kostet die BSR also rund 700.000 Euro, ihren Strombedarf für ein Jahr zu decken. Der Aufschlag für Ökostrom liegt meist bei ein bis zwei Prozent, höchstens bei fünf Prozent. Das sind maximal 35.000 Euro zusätzlich, also 0,003 Prozent des Gesamtumsatzes der BSR von mehr als 470 Millionen Euro pro Jahr. Deswegen wird es also keine Gebührenerhöhung geben. Auch beim Rechnen könnte der Finanzsenator der BSR noch Nachhilfe geben.
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