Kommentar: Bürgerprotest trickreich ausgehebelt
Ob schön oder hässlich, das Verhalten der Abgeordneten ist dreist.
Die Chuzpe, mit der sich in Hannover rote, gelbe und schwarze Landtagsabgeordnete in Krisenzeiten mal eben 45 Steuermillionen für einen Parlamentsneubau genehmigten, ist schon beachtlich. Dass das alte, zum Abriss freigegebene Gebäude, eines der wichtigsten Werke des Architekten Dieter Oesterlen, unter Denkmalsschutz steht, haben die Parlamentarier dabei ignoriert.
Den Bürgerprotest, der aus Schichten und Rohren auf sie herabregnete, hebelten sie mit einem trickreich formulierten Architekturwettbewerb aus, der nun sogar die "Göttinger Sieben" bedroht. "Lösungen der Wettbewerbsaufgabe", heißt es da, könnten auch "auf Grundlage von Konzepten, die eine Ergänzung des Bestands oder den Vorschlag eines Abbruchs und Neubaus vorsehen, vorgelegt werden".
Man darf den Oesterlen-Bau schön oder hässlich finden. Das Verhalten der Abgeordneten muss man dreist nennen und die gewählten Volksvertreter an die Zeilen erinnern, mit denen Knigge-Gesellschafter Eckart Spoo 1987 das Denkmal einforderte: "In der vordemokratischen Geschichte Niedersachsens hat niemand in gleicher Weise Bürgertugenden verkörpert, an denen sich Demokraten ein Beispiel nehmen könnten: Gewissenhaftigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Mut, Treue zu Recht und Verfassung."
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