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■ KommentarFalschspieler am Tisch

Nicht drunten im dunklen Tunnel liegt das Problem, sondern offen auf dem Tisch: Weil in Bonn jeder Vorwand gesucht wird, den Hauptstadt-Umzug zu verzögern, kommen in Berlin die Regierungsparteien CDU und SPD ins Schlingern. Die SPD, die vor drei Wochen noch eine derartige Bereitschaft bei der CDU verurteilte, will den Tiergarten-Tunnel nun doch selbst bezahlen. Wer dieses Umfallen hurtig verurteilt, macht es sich zu leicht. Zwar kann gefragt werden, ob die Genossen die Bonner Dickärschigkeit richtig einschätzen oder nur die Nerven zu früh flattern. Dies ändert aber nichts an der zentralen Frage: Welchen Preis hat die Hauptstadt? Zum Nulltarif ist diese nicht zu haben – es sei denn, man wolle gar keinen Umzug. Ansonsten aber geht es nicht um den Tunnel, sondern um die Frage, was Berlin tun muß, um die klammheimlichen Saboteure vom Rhein an die Spree zu holen. Dahinter tritt zurück, daß die SPD nun Hunderte von Millionen ausgeben will, damit die Hauptstadt-Planung vorankommt – auch wenn niemand weiß, woher die Stadt das Geld holen will. Ankreiden kann man dem Senat und der SPD zwar, sich überhaupt auf den ökologischen Sündenfall eines Tunnels unter dem Tiergarten eingelassen zu haben. Eine entschiedene Verringerung des Individualverkehrs auf zwanzig Prozent aller Fahrzeuge, so wie es der Senat angeblich anstrebt, hätte den Tunnel durch das Regierungsviertel überflüssig gemacht. Unerträglich aber ist anderes: daß eineinhalb Jahre nach dem Hauptstadt-Beschluß der Senat in erbärmlicher Weise um die Umsetzung dieses Votums pokern muß. Darf man kritisieren, daß die Senats- Zocker nicht kaltblütig genug das eigene Blatt ausreizen, wenn die Falschspieler mit am Tisch sitzen? Gerd Nowakowski

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