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■ KommentarEinäugig unter Blinden

Über ein halbes Jahr brauchten die Parteien, bis die Zusammensetzung des Medienrates ihren Proporzvorstellungen entsprach. Genützt hat ihnen das Gerangel um Einflußsphären wenig. Weder CDU noch SPD werden die Entscheidung des Gremiums, die reichweitenstarke Fernsehfrequenz auf Kanal 5 an die Schamoni-TV zu vergeben, begeistert aufnehmen. Die Konservativen hatten doch eher auf den zweiten Bewerber, TBB-TV des Karsten Klingbeil, gesetzt. Und so mancher SPDler dürfte nicht nur mit dem Alternativsender FAB sympathisiert haben, sondern sich auch nur allzu gut daran erinnern, wie Schamonis Heimatsender Hundert,6 mit ihnen umgesprungen ist. Es ist dem Medienrat um dem ehemaligen Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, Ernst Benda, mal wieder gelungen, seine Unabhängigkeit gegen den Druck von Medienkonzernen wie RTL, Parteienklüngel und lokalem Geldadel zu beweisen.

Mit seiner Entscheidung, so das Gremium, soll die Meinungs- und Medienvielfalt in der Region gefördert werden. Dabei unterscheiden sich Schamonis Konzept und das der TBB-TV kaum voneinander, schließlich kommen beide aus demselben Stall: Hundert,6-Schamoni war im Reigen der Bewerber eher der Einäugige unter den Blinden. Fanden sich doch in seiner Gesellschafterliste „nur“ internationale Geldgeber, deren Strukturen in Berlin noch nicht so verfilzt sind wie die der Baumafia hinter TBB-TV. Seine, trotz internationaler Kapitalgeber, begrenzte Kapitalmasse zwingt Schamoni zudem zur Offenheit und Kooperation mit anderen kleineren Produzenten. Ein Betonfunk wie Hundert,6 ist, solange die Mittel knapp sind, nicht zu fürchten. Illusionen über ein fortschrittliches Programm braucht man sich jedoch auch nicht zu machen. Schamoni will wie eh und je „Heimat im Herzen“ vermitteln. Ilona Marenbach

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