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■ KommentarBremen ist Holland

“Was wollt Ihr denn eigentlich“, sagte der Freund aus Ost-Berlin am Bremer Marktplatz. „Das ist doch Holland hier. Was habt Ihr schon von der Wiedervereinigung mitgekriegt? Und dann jammert Ihr.“ Wer sich seit dem Ende der sozialistischen Diktaturen auf den Weg nach Osten gamacht hat, der wird nur zustimmen können. Von den russischen Soldaten, die auf dem Trödelmarkt von Neubrandenburg ihre Abzeichen verhökern bis zu den bettelnden rumänischen Kindern am Bahnhof Zoo: Der Westen, der es sich so gemütlich und nett eingerichtet hatte, steht plötzlich in der Zugluft des osteuropäischen Tiefs. Aber es scheint, als sei in Bremen davon höchstens ein laues Lüftchen zu spüren. Bremen ist weit weg.

Was in Berlin GewerkschafterInnen scharenweise auf das politische Parkett und so manchem bayrischen Arbeitsamtsfahner den Schweiß auf die Stirn treibt, das erzeugt im norwestdeutschen Flachland noch nicht einmal ein leichtes Zucken. Illegale Beschäftigung schwappt von Osten über die ehemals hermetisch abgeriegelte Grenze — und nach einer Woche ist das Bremer Arbeitsamt immer noch nicht in der Lage, eine Stellungnahme abzugeben. Und bei der Stelle gegen illegale Beschäftigung möchte man doch lieber die Informationen auf dem Silbertablett serviert bekommen. Der Freund hat recht: Bremen ist Holland, und das wird uns nicht gut bekommen. Wenn diese Völkerwanderung nicht rechtzeitig zum gesellschaftlichen Thema gemacht wird, wird sie auf der Straße entschieden. Rostock läßt grüßen. Jochen Grabler

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