piwik no script img

■ KommentarOh Gott, oh Gott

KOMMENTAR

Oh Gott, oh Gott

Nun ist es also amtlich. Nicht nur Gütt denkt so, der ganze HSB-Hauptvorstand denkt so, immerhin 60 demokratisch gewählte Delegierte des mit 430 000 Mitgliedern wohl größten Dachverbands dieser Stadt.

Sie denken, daß Friedel Gütt sich nur unglücklich ausgedrückt hat und sind im Kern einer Meinung mit ihm: daß es nämlich nicht wieder ein Frauenfest geben darf, das „umqualifiziert wird“, wie der inzwischen vorsichtig gewordene Gütt gestern sagte. Augenzeuginnen bestätigen: das Frauenfest im letzten Herbst wurde nicht von Lesben „total dominiert“, aber sie waren eben auch sichtbar. Und das wird von dieser männerdominierten Massenorganisation nicht geduldet. Punkt aus. Ein Fest am Vormittag soll gewährleisten, daß es sittlicher zugeht, die Gefahr der Verführung junger Mädchen auf ein Minimum reduziert wird.

Das Ganze ist an Scheinheiligkeit nicht mehr zu überbieten, müßte in letzter, ehrlicher Konsequenz dazu führen, daß auch gemischt-geschlechtliche Sport- Feten künftig nur noch früh morgens stattfinden. Denn das eigentliche Problem im Sport — das hat die Frauensportwoche ja erst nötig gemacht — ist die penetrante Dominanz der Männer in diesem Bereich. Es mag Gütt im nachhinein leid tun, daß er gesagt hat, Mädchen seien so erzogen, daß sie mit sexueller Männer-Anmache besser umgehen könnten. Letztlich war es eine ehrliche Antwort, die ein Schlaglicht auf die Haltung der HSB- Männer wirft.

Vielleicht sollte man gar nicht mehr Gütts Rücktritt fordern, vielleicht lieber das gesamte HSB- Präsidium zum kollektiven öffentlichen Brainstorming auffordern, was sie so denken über Frauen und Mädchen, im allgemeinen und im besonderen. Und die nächste Frauensportwoche ganz einfach ohne HSB zelebrieren, unter der Schirmherrschaft von Traute Müller und mit abendlicher Fete. Abwählen können sich die HSB-Männer ja dann vielleicht noch selber. Kaija Kutter

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen