■ Kommentar: Im Benzinrausch
Es muß an der Sonne liegen, genau weiß man's nicht. Aber rationale Gründe kann es nicht dafür geben, daß eine ganze Kaufmannschaft Amok läuft und die halbe Stadt hinterdrein. Kaum stehen mal ein paar Autos hintereinander, schon drehen die PS-Fixierten ab: Rechts und links werden der Bausenatorin und dem Bürgermeister Anzeigen um die Ohren gesemmelt und obendrein allen Menschen von Verden bis Bremerhaven ins Hirn gebimst: „Hier braucht ihr gar nicht herzufahren!“ Und der Wirtschaftssenator, wenn man ihn fragt, bringt noch Verständnis auf für den kollektiven Selbstmord der Kaufmannschaft, während die schon irgendwie spürt, daß sie sich mit ihrer Kampagne ins eigene Bein gehackt hat. Von der lächerlichen Lloydpassage ganz zu schweigen.
Benzin muß ein ganz besonderer Saft sein. Vielleicht sind's ja die Dämpfe, die das Autofahren zur Sucht machen. Oder ist es etwa rational, wenn Horden von EinzelfahrerInnen täglich Stau spielen? Mitten im schönsten Sommersmog? Finger hoch, wer das Auto für das Verkehrsmittel der Zukunft hält! Das, Kaufleute, WirtschaftspolitikerInnen, BMW- und MercedesfetischistInnen, das ist die Herausforderung. Sonst werden's die Kinder bezahlen: Melanom für Melanom. Jochen Grabler
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