■ Kommentar: Kultur gleich Luxus?
Im Vergleich mit dem Berliner Paukenschlag (Schließung des Schiller-Theaters) mag die Kürzung im Hamburger Kulturetat lächerlich erscheinen. Dennoch drängt sich der Eindruck auf, daß es der Hamburger SPD schon genug Kultur ist, wenn jeder SAGA-Neubau einen Kabelanschluß bekommt. Daß der mit zwei Prozent Anteil zweitkleinste Behördenetat 20 Prozent der Kürzungen verkraften muß, wirft ein deutliches Licht auf die SPD-Gleichung von Kultur gleich Luxus.
Kultursenatorin Christina Weiss bemerkt, man habe noch Glück gehabt, weil alle bedeutenden Großprojekte wie die Kunstinsel und die Umbauten der Staatstheater frühzeitig beschlossen wurden. Aber die sogenannte „Konsolidierung“ des Haushaltes (alle Projekte bleiben, aber mit stagnierenden Etats) kann für viele kleine Projekte den Hungertod bedeuten. Daß Hamburg nun kein Grafik- und kein Instrumentenmuseum bekommt, ist vor diesem Hintergrund nur das kleinere Übel. In der momentanen politischen Unkultur Projekte unterzufinanzieren, die sich auf Stadtteil-ebene um kritisches Bewußtsein bemühen, wie die Geschichtswerkstätten, ist der eigentliche Skandal des Ergebnisses.
Aber man kann Christina Weiss, die gegen heftige Widerstände das Jugendtheater durchgekämpft hat, nur begrenzt für das Resultat verantwortlich machen. An Senatsmitgliedern, deren Kulturverständnis gerade zum Besuch des Ernst-Deutsch-Theaters reicht (woanders trifft man sie nicht), beißt sich auch der schärfste Kulturhund die Zähne aus. Till Briegleb Bericht Seite 36
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