■ Kommentar: Lehrer in Realpolitik
Das Müllproblem ist die einzige Frage, an der sich bisher ernsthafter Protest des eigenen Klientels gegen die grüne Senats-Politik entzündet hat. Schon als Umweltsenator Fücks den Einstieg Bremens ins Duale System erwog, erntete er entschiedenen Protest bis hin zu einem Boykottaufruf des mächtigen BUND. Doch nachdem der Vertrag unterschrieben war, verzichteten die Umweltschützer auf eine Wiederholung ihres Aufrufs und spekulierten lieber auf die Teilhabe am warmen Geldregen, den das Duale System über die Bremer Szene von Müllberatern und Recycling-Höfen ausgegoß.
Der lautstarke Protest gegen die Plastikmüll-Verbrennung bei Klöckner scheint jetzt ähnlich zu enden. Denn schließlich ist bisher kein Verfahren in Sicht, mit dem man sich unter ökologischen wie ökonomischen Gesichtspunkten ähnlich günstig des 100.000tonnenweise aufgetürmten Plastikmülls entledigen könnte. Die Hoffnung, mit diesem Berg die Verpackungsindustrie zum Umdenken zwingen zu können, haben inzwischen wohl auch die schärfsten Umweltschützer aufgegeben. Auch hier hat Ralf Fücks seinem Klientel erfolgreich vorgemacht, wie Realpolitik funktioniert. Dirk Asendorpf
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