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■ KommentarHans(eat) guck in die Luft

Die riesige Wirtschaftsmaschine Hamburg hat 1993 ein bißchen Dampf abgelassen. Ein Prozent Schrumpfung von einem enorm hohen Niveau. Die Arbeitslosenzahlen sind gestiegen, aber immer noch weit entfernt von den mehr als 100.000 im Dezember 1987. In einer tiefgreifenden europäischen Rezession konnte sich Hamburg scheinbar erstaunlich gut halten.

Ein Verdienst der Politik? Wohl kaum: Hamburg ist Einheitsgewinnler und beutet seine neue Schlüsselstellung konsequent aus: Ob Bauindustrie, Werbung, Medien, Ölmultis oder Otto-Versand - ein Gutteil der Aufbaumilliarden Ost klingelt in Hamburger Kassen. Zweiter Hamburg-Bonus: Die Krisenbranchen Stahl, Bergbau, Schiffbau, Auto und Textil gibt es hier kaum noch. Wo nichts ist, kann nichts mehr verschwinden.

Viel wichtiger jedoch: Die Zahlenwelt der Wirtschaftsdaten beschönigt und verschleiert die tatsächliche Dramatik der Entwicklung. Zählte Hamburg im Dezember 1970 gerade 3000 Arbeitslose (bei 24.000 offenen Stellen), so waren es 1992, am Ende einer Boom(!)-Ära fast 60.000 Arbeitslose - und gerade 5.000 offene Stellen. Berücksichtigt man die verdeckte Arbeitslosigkeit, so hat eine der reichsten und bestgelegensten Metropolregionen der Welt heute einen Erwerbslosensockel von gut zehn Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung. Zusammen mit der dramatischen Umverteilung des Einkommens von unten nach oben und der drastischen Verknappung von Gütern des Grundbedarfs (Wohnraum) braut sich hier ein elementares soziales Gewitter zusammen, dessen Vorboten - siehe Wahlergebnis vom September - uns bald rückblickend als noch zahmes Wetterleuchten gelten werden. Florian Marten

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