■ Kommentar: Erfolgreicher Bankrotteur
Hamburgs Erster Bürgermeister Henning Voscherau sieht sich gerne als „Vorstandsvorsitzender des Unternehmens Hamburg“. Mit knapp 17 Milliarden Mark Jahresumsatz und mehr als 100.000 Beschäftigten ist der stadtstaatliche Verwaltungs- und Unternehmensapparat sogar im Weltmaßstab recht beachtlich. Legt man wirtschaftliche Maßstäbe an, hat der Chef sein Unternehmen seit Amtsantritt bewußt und gezielt in den Ruin getrieben.
Einen willfährigen Helfer fand Voscherau dabei in Finanzsenator Hans-Jürgen Krupp, der stets die „Verstetigung der Finanzpolitik“ pries und vor „prozyklischem Ausgabeverhalten“ warnte, aber immer die Schatullen öffnete, wenn Herrchen Voscherau pfiff. Auch der brave Wolfgang Curilla, immerhin bemüht, die Ausgabewut der Genossen im Zaum zu halten, leistete bestenfalls hinhaltenden Widerstand.
Nun mag man entschuldigend anführen, im Rausch des Einheitsbooms hätten sich viele Politiker verspekuliert. Voscherau jedoch hatte andere Ziele. Das Geld floß nur zum allergeringsten Teil in echte Boom-Town-Projekte. Der im Innern unsichere Stadtchef, der noch in den 80er Jahren als SPD-Fraktionschef seinen Bürgermeister Klaus von Dohnanyi mit der Sparpeitsche vor sich her getrieben hatte, fürchtete Bürgerzorn (wg. Sparen), SPD-Zorn (wg. Verweigerung von Klientel-Bonbons) wie SenatorInnen-Zorn (wg. Mittelverweigerung). Er öffnete, gegen den eindringlichen Rat selbst seines Kumpels Gerd Weiland, den Geldhahn weit, um Bürger, SPD und Senat ruhigzustellen.
Mit Erfolg: Voscherau ist heute auf dem Gipfel seiner Macht. Senat, SPD-Fraktion und SPD fressen ihm aus der Hand. Machterhalt statt verantwortlicher Politik. Die Zeche zahlen die BürgerInnen. Florian Marten
Bericht Seite 30
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