■ Kommentar: Zweischneidig
Der Senat hat die geplante Müllverbrennungsanlage Neuhof auf Eis gelegt. Das ist gut so: sozialpolitische Folgen für den Stadtteil Wilhelmsburg wurden bei der Standortentscheidung von der Umweltbehörde nie berücksichtigt, der Eilschritt, mit dem Vahrenholt versucht hat, seinen Plan durchzusetzen, schmeckte nach Politik nach Gutsherrenart.
Ein Zeitaufschub böte die Möglichkeit, hier nachzubessern. Doch die Begründung des Senats läßt Böses befürchten: Ausschlaggebend für die Warteschleife sind Finanz-Gründe. Und falls die die weitere Planung bestimmen, kann das heißen: Verbrennung - billiger und dreckiger. Die Umwelt bliebe auf der Strecke.
Eine Erweiterung der Verbrennungs-Kapazitäten am Stellinger Moor und an der Borsigstraße würde für die dortigen AnwohnerInnen zu zusätzlichen Luftbelastungen führen, die Verbrennungshitze würde, da Stellingen nicht ans Fernwärmenetz angeschlossen ist, womöglich nicht genutzt. Und das Wilhelmsburger Ölkraftwerk würde weiter die Luft stärker verpesten als ein „Müllkraftwerk“ am gleichen Standort. Deshalb gilt: Wo immer Hamburg seinen Schönberg-Müll in Zukunft verbrennen läßt: Ohne Fernwärmenutzung und ohne das gleichzeitige Aus für die Öldreckschleuder Wilhelmsburg ist keine Standortentscheidung umwelt- und energiepolitisch vertretbar.
Marco Carini
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