■ Kommentar: Zornige Propheten
Härter hätte das Aufschrecken aus dem politischen Sommerschlaf kaum sein können: Implosion der Innenbehörde, Debakel um Altenwerder und jetzt die massiven Attacken auf Gerd Weiland. Selbst der CDU dämmert es: Der Stadtstaatsapparat ist faul bis ins Mark.
Es macht keinen Spaß, die eigenen Mahnungen bestätigt zu bekommen: Die taz hamburg warnte bereits 1982 vor dem Stahlwerke-Filz, deckte 1992 die aktuelle HSW-Krise auf und hat seit 1981 auf den Unfug der Hafenerweiterungsstrategien hingewiesen und seit ebenso langer Zeit die problematische Entwicklung von Innenbehörde und Polizei dokumentiert.
Hamburgs Medien, die parlamentarische Opposition und die kritikfähigen Teile der SPD haben ihrer Kontrollfunktion bislang nicht genügt. Selbst die Grünen haben in Sachen Gerd Weiland bislang jene Schärfe vermissen lassen, die diese unsägliche Vermengung von städtischen Bürgschaften und Subventionen mit privater Geschäftstätigkeit und SPD-Politik Mandaten verdient hätte. Daß ausgerechnet die CDU jetzt vom Baum der jähen Erkenntnis nascht, kann eigentlich nur noch Zyniker erheitern.
Nötig sind jetzt Aufklärung und Aufdeckung auf allen Ebenen: Die alte Beziehungskiste von Gerd Weiland, Henning Voscherau und Volker Lange (Ex-Wirtschaftssenator) muß auf den Tisch, Verträge und Abmachungen in Sachen HSW ans Tageslicht, Politik und Verfilzungen der Wirtschaftsbehörde auf den Sezierteller. In den nächsten Monaten und Jahren wird eine Fülle weiterer schmutziger Filzdetails auf den Tisch kommen. Wetten, daß?
Florian Marten Bericht Seite 22
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