Kommentar: Ein Zeichen
■ Um den 3. Oktober eskaliert der Streit der Symbole
Eine kaputte Treppe, ein paar kaputte Scheiben – viel Glück vielleicht, daß das selbstgebastelte Ding nicht am Wochenende von allein hochging, während Kinder in der Elsasser Straße spielten oder jemand an dem Bremer Haus, in dem die FDP ihr Büro hat, vorbeispazierte. Wollten die anonymen Bekenner die einfachen Abgeordneten, die im Keller ihre Akten lagern, treffen, oder den Sekretärinnen der FDP, die im ersten Stock arbeiten, einen Schrecken einjagen? In dem Elaborat über die imperialistische Politik der FDP kommen die, die da konkret in Gefahr waren, namentlich nicht vor. Überhaupt läßt das Bekennerschreiben, das sich wie die Hausarbeit eines fleißigen Oberschülers liest, am Ende offen, warum man deshalb Kellertreppen zerbomben muß.
Es ist also ein Zeichen, das da gesetzt wurde. Vielleicht darf man sogar davon ausgehen, daß der Sprengsatz gar nicht zünden sollte –das Zeichen wirkt dennoch: Es gibt ihn noch, den „bewaffneten Kampf“. Offenbar waren das keine Profis von außerhalb, sondern Bremer Amateure.
Da die Einheitsfeier am 3. Oktober so selbstgerecht und hohl daherkommt, fühlen sie sich dadurch besonders provoziert. Es geht am 3. Oktober nur um Symbole und ihre Repräsentanz in den Medien –dieses Spiel verstehen die anonymen Bombenbastler perfekt mitzuspielen. Klaus Wolschner
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