Kommentar: Potenzturm
■ Radio Bremen braucht den Turm nicht
Die Argumente in der Sache scheinen eindeutig: Rein technisch würde ein Sendeturm in Bremen - der in Walle - ausreichen. Natürlich wäre es auch billiger, auf den Neubau der Radio-Bremen-Sendetürme zu verzichten. Ganz zu schweigen von den teuren Ersatzmaßnahmen für den Eingriff in den Landschaftsschutz, die Radio Bremen bisher nicht auf seiner Rechnung hat - im Vertrauen darauf, daß das Land diese Millionen schon spendiert. Fücks verteidigt hier nicht nur den Naturschutz, sondern die schlichte Vernunft.
Daß der Senat in seiner Mehrheit dennoch diese überflüssigen Türme gebaut sehen will, hat andere Gründe. Radio Bremen will auf seine historischen Senderechte nicht verzichten in der Sorge, der Willkür der Telekom ausgeliefert zu sein, wenn die beginnt, technische Sachzwänge zu erfinden. Die bremische Politik ist viel zu verflochten, um einen eigenen Standpunkt vertreten zu können: Je dünner die Sachkompetenz auf dem Gebiet der Medienpolitik wird, um so deutlicher wird die Haltung: Ein Bundesland ohne eigenen Sendeturm könnte kein eigenständiges Bundesland mehr sein.
Man könnte das als schlichte Potenz-Phantasie abtun. Richtig traurig aber wird die Geschichte, wenn man sich klarmacht, daß offenbar so wenige Projekte einer Sanierung für das Bundesland mit diesen Potenztürmen konkurrieren, daß die Herren im Senat nicht über ihren Schatten springen können. Klaus Wolschner
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen