■ Kommentar: Elbe statt Tunnel
Was ist eigentlich schlimmer: Die dumpfe Jammerei, mit der sich Hamburgs Regierungspolitiker um die milliardenteure Verbreiterung des Elbtunnels mühen, oder die Schlafmützigkeit, mit der sie jeden verkehrspolitischen Fortschritt zwischen Hamburg und Stade bremsen?
Dabei wäre es doch ganz einfach: Ein integriertes Verkehrskonzept für den Süderelberaum, welches Schiff und Schiene, Bus und Fahrrad privilegiert, würde A 26, Ortsumgehung Finkenwerder und Elbtunnelerweiterung überflüssig machen. Schon mit den eingesparten Zinsen des Autobetons ließe sich die Mobilitätswende finanzieren. Nicht nur Staatskassen und Umwelt würden profitieren: Es gäbe mehr statt weniger Mobilität, mehr Stadtqualität statt mehr Stadtzerstörung, mehr Wirtschafts- als CO2-Wachstum.
Je mehr Schiff in einem solchen Konzept vorkäme, desto besser: Die Elbe wäre nicht mehr bloß Industriekanal und Containerförderband, sondern sanftes Bindeglied und Herzstück einer Region, die sich neu gemeinsam entdecken könnte: Stadersand, Harburger Binnenhafen, Finkenwerder, ja sogar Wilhelmsburg könnten ihre Wasserseite neu entdecken und Impulse für Verdichtung setzen.
Rationale Argumente gegen eine derartige Politik sind nicht zu entdecken. Bleibt die alte Hamburger Schlüsselfrage: Mafia oder Dummheit? Anders formuliert: Werden Hamburger Politiker von einer Straßenbaumafia geschmiert? Wir fürchten: Hamburgs Politik unterschreitet sogar italienische Polit-Profit-Rationalität. Kurz: Hier im hohen Norden machen die Politiker es schlicht umsonst. Florian Marten
(Siehe Berichte S. 22)
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