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■ KommentarNur ein Vorbeben

Nein. Der Abgang Gerd Weilands aus der offiziellen Politik ist kein Erdbeben, welches den lähmenden Filz von Politik, Verwaltung und Wirtschaft aufbrechen könnte. Dabei hat Hamburg eine radikale Aktion „saubere Hände“ dringend nötig.

Weilands halsstarriges Rechtfertigen der Vergangenheit, das in dem Ausruf gipfelt, er würde rückblickend alles noch einmal so machen, zeigt – Italien und Frankreich lassen grüßen –, daß die Akteure bis heute nicht begriffen haben, worum es wirklich geht.

Die besonderen Hamburger Verhältnisse machen es den Voscheraus, Weilands, Kruses und Echternachs allerdings leicht: Hamburgs Filz funktionierte und funktioniert nicht mit großen Bestechungen, Schweizer Konten und Mafia-Methoden. Hier regiert das althergebrachte und sorgsam austarierte hansestädtische System von gegenseitigen Abhängigkeiten, einem verflochtenen Netzwerk von Personen, Institutionen und scheißlegalem Gelderwerb, wie das nur in Stadtstaaten möglich ist.

Aufräumen und Aufwaschen können in Hamburg deshalb nicht mutige Staatsanwälte und Richter – die Erneuerung und Reinigung muß von der Öffentlichkeit und in den Institutionen selbst erzwungen werden. Weilands Abtritt ist nur ein erster kleiner Schritt, der Mut machen kann.

Die eigentliche Aufgabe freilich ist viel größer. Und da ist Pessimismus angebracht: Bis auf die Grünen sind FDP und CDU viel zu sehr Mitspieler, um einen auf Meister Propper zu machen – wie die zahnlos-zahme CDU-Hoffnung Ole von Beust tagtäglich beweist.

Dennoch: Wenn die Erde immer häufiger zittert, ist meist das große Beben nicht mehr fern.

Florian Marten

Bericht und Porträt Seite 22

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