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KommentarZeit zum Handeln

■ Scherfs Reformidee ist längst überfällig

Plötzlich sind sich alle einig. Vom Beamtenbund über ÖTV und FDP bis zu den Grünen hat sich eine ungewöhnlich breite Front zusammengefunden, um Bürgermeister Scherf zurückzupfeifen. „Unqualifiziert“, „voreilig“, „nicht durchdacht“, „rechtlich zu kompliziert“ – so lauten die Einwände der Bedenkenträgerkoalition gegen Scherfs simple Idee, statt Entlassungen im Öffentlichen Dienst einfach alle etwas weniger arbeiten zu lassen und dafür selbstverständlich auch etwas weniger zu bezahlen.

Die Empörung kommt ziemlich verspätet, denn der Plan war in groben Zügen bereits bei den Koalitionsverhandlungen beschlossene Sache. Und verständlich ist sie auch nicht. Denn warum eigentlich soll im Bremer Öffentlichen Dienst partout nicht möglich sein, was in dem weit größeren VW-Konzern längst glänzend funktioniert: Arbeitszeitreduzierung mit Lohnverzicht.

Na gut, das Mißtrauen gegen Scherfs Pläne kommt nicht von ungefähr. Im Sozial- und Bildungsressort hat er so manchen Mist verzapft. Aber wofür halten wir uns eigentlich ein Parlament mit 100 Abgeordneten, wenn die noch nichtmal in der Lage sind, den Bürgermeister so gut zu kontrollieren, daß eine gute Idee auch zu einem guten Ergebnis führt? Diskutiert wird über die Verwaltungsreform schon seit einem Jahrzehnt. Jetzt ist Zeit zum Handeln. Gut, daß Henning Scherf damit beginnt. Dirk Asendorpf

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