Kommentar: Warten auf Frühling
■ Wie im Winter die Flaneure locken?
Wenn in der Politik nicht mit Emotionen gearbeitet würde, dann gäbe es eine schlichte Lösung für den Konflikt um die Verkehrsberuhigung: Die Maßnahme aufheben und in drei Monaten neu anfangen. Mitten im kalten Winter die Autofahrer zu drangsalieren, um Platz für flanierende FußgängerInnen zu schaffen, ist eine absurde Idee, wie wir gelernt haben. Wer behauptet, das hätte man wissen können, muß sich fragen lassen,w arum er es nicht gesagt hat.
In drei Monaten könnte vielleicht auch der Wirtschaftssenator, der im Titel den „Mittelstand“ führt, gemerkt haben, daß ihn das was angeht und daß er wirtschaftsfördernd helfen könnte. In drei Monaten könnte ein Straßenfest-Akt stattfinden, bei dem den BremerInnen vor Augen geführt wird, wie attraktiv dieses Einkaufs-Viertel sein könnte. Die Geschäftsleute könnten sich überlegen, wie für ausbleibende Auto-Kundschaft neue anzulocken wäre. In drei Monaten könnte man eventuell auch aus ersten Erfahrungen mit dem derzeitigen Fehlschlag lernen und leichte Korrekturen anbringen. So tot, wie der O'weg in den letzten Tagen war, wollten ihn die Befürworter der Verkehrsberuhigung ja auch nicht haben.
All das geht nicht, weil es um Macht und Geld und Emotionen geht. Eine Vertagung würde als verschämte Kapitulation gewertet. Und so rettet vor allem die Komplexität des Rechtsweges das Projekt über die Zeit – bis in den Frühling. Klaus Wolschner
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