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KommentarStill ruht der Vulkan

■ Kein Widerstand der Vulkan-Arbeiter

Der Vulkan kracht, 23.000 Arbeitsplätze in Gefahr, 4.000 Werftarbeitsplätze in Bremen stehen auf der Kippe. Im Rathaus jagd eine Krisensitzung die andere. Und die Arbeiter selbst? War das alles, die Protestversammlung am vergangenen Freitag?

Man muß sich die letzten fünf Monate noch einem vor Augen führen, um zu ermessen, was alles nicht passiert ist. Erst steht die Arbeitnehmerbank im Aufsichtsrat geschlossen hinter Hennemann, dem Konzernchef. Kein Wort der Erläuterung, als der doch gefeuert wird. Und während dann der Konzern mit gezielten Indiskretionen vollends auf die schiefe Bahn gedrängt wird, schweigen die Arbeiter, als ginge sie das nichts an. Eine Presseerklärung, mehr nicht.

Inzwischen denkt der Senat vertraulich darüber nach, wie eine Konkursverwaltung aussehen könnte, und die Arbeiter gehen einen Tag auf die Straße, als wollten sie gegen irgendeine Bonner Novelle symbolischen Protest anmelden. Sie fahren nicht nach Brüssel, nicht nach Frankfurt, nicht nach Bonn, kommen nicht einmal auf den Bremer Marktplatz, um klarzustellen, daß sie es ernst meinen. Das Wort „Besetzung“ ist bisher so gemieden worden, als sei es eine Erfindung des Klassenfeindes.

Vielleicht wird demnächst ein Film über die die 100jährige heroische Tradion der Kämpfe der Werftarbeiter gedreht: „Stilleben“ nach der Schließung der Bremer Werften. Klaus Wolschner

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