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■ KommentarKriminal-Tango

Der Stoff, aus dem Ärzte-Krimis sind, wird derzeit im UKE gesponnen: Da sind zum einen die Vorwürfe gegen den früheren Abteilungschef der gynäkolgischen Radiologie, er habe Krebspatientinnen falsch behandelt. Dann wird unwillig hervorgekramt, daß die Therapieplanung mit einem nicht mehr genehmigten, veralteten Gerät erstellt wurden. Und jetzt kommt ans Licht, daß kurz nachdem die Vorwürfe bekannt wurden, Unterlagen aus einem Archiv gestohlen wurden, die über die Verteilung der Strahlendosis Auskunft geben sowie Bilder, die mit dem nicht mehr genehmigten Therapie-Simulator gemacht wurden.

Von einer unerträglichen Selbstherrlichkeit zeugt die Tatsache, daß die Verantwortlichen im UKE es nicht einmal für nötig erachten, den für die Fachaufsicht verantwortlichen Wissenschaftssenator über die Vorgänge zu informieren: Sie tanzen Leonhard Hajen munter auf der Nase herum, und wenn er mit Konsequenzen droht, werden schwerste Geschütze aufgefahren: Vorverurteilung und Rufschädigung sind die Vorwürfe, die man dem Wissenschaftsenator entgegenschleudert.

Dieser geht auch gleich in Deckung und meinte in der Bürgerschaft, die guten Taten der UKE-Ärzte loben zu müssen. Er zieht sich zurück auf die von ihm eingesetzte Untersuchungskommission um Staatsrat Lange. Diese soll auch die Behörde unter die Lupe nehmen – ein Schelm, wer dabei Böses denkt oder an fehlendes Engagement oder mangelnde Entschiedenheit. Und so klingt die Sache eher nach einem ganz billigen Groschenroman, der das ganz reale Leid der Opfer verbrämt.

Patricia Faller

siehe Bericht auf Seite 22

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